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SEI STILL

El Refugio

2015 schon gründete sich SEI STILL in Mexico D.F., also der Hauptstadt. Lucas Martín Sáenz (voc, gt), Mateo Sánchez Galán (gt) und Andrés Lupone Ojeda (bs) waren der Nukleus, mit Sebastián Rojas (synth) und Jeronimo Martín Sáenz (dr) stand die Besetzung. Erste musikalische Gehversuche resultierten in einer Mischung aus Krautrock und Post-Punk, 2020 erschien das titellose Debütalbum via Fuzz Club. Da waren SEI STILL nach Berlin umgezogen, wobei mir nicht so ganz klar ist, was es mit dieser „Germanophilie“ auf sich hat, die sich ja bereits im Bandnamen manifestiert, aber nicht so weit führt, dass man auf Deutsch texten und singen würde – hier bleibt man beim Spanischen. In Berlin spielten SEI STILL 2020 ihr zweites Album „El Refugio“ ein, das ebenfalls wieder auf Fuzz Club erschienen ist. Inwiefern der Albumtitel („Unterkunft“) mit dem Bandfoto auf dem Cover in Einklang zu bringen ist? Schwer zu sagen, jedenfalls posiert die Band hier vor dem Portal einer Kirche (?) mit deutscher Inschrift darüber. Von Krautrock in seiner hippiesken Ausformung ist hier nun keine Spur zu hören, maximal repetitive, rhythmische Elemente lassen sich noch so interpretieren. Es dominiert ein dunkler Blubberbass, das Schlagzeug hallt, dezente Synthieschleifen sind im fernen Hintergrund, die Gitarre plinkert dazwischen, der Gesang ist eher Sprechgesang – eine shoegazige, getragene Atmosphäre dominiert die Songs. SEI STILL tun sich und uns den Gefallen, zwar eindeutig im Post-Punk positioniert zu sein, aber keinesfalls die britischen Vorbilder aus der ersten Hälfte der Achtziger zu zitieren oder gar – was ja angesichts von Namen und neuem Wohnsitz denkbar gewesen wäre – deutsche Wave-Pioniere. Mir gefällt zudem der latent psychedelische Unterton der neun Nummern. Und wenn es schon ein Vergleich sein soll: frühe NEW ORDER kommen mir in den Sinn.