Bereits 1987 hatte der Pole Krzysztof Kieslowski mit EIN KURZER FILM ÜBER DAS TÖTEN einen formal wie inhaltlich interessanten Film über menschliche Schuld und Sühne gedreht. Zugegeben, ich bin kein großer Fan von Kieslowski, vor allem seine „Drei Farben“-Trilogie ist ein Programmkinostinker reinsten Wassers, aber seine Anklage gegen die Todesstrafe kann durchaus überzeugen, auch wenn der Film zum Beispiel im Vergleich zu DEAD MAN WALKING alles andere als perfekt ist.
Vor allem der erste Teil des Films ist wirklich sehr stark, wo Kieslowski in nüchternen, fast dokumentarischen Bildern – innovativ gefilmt von Slawomir Idziak (GATTACA) – beobachtet, wie es zu einem Mord an einem Taxifahrer kommt, dabei wird der Prozess des Tötens grausam in die Länge gezogen.
Der Täter ist ein junger Mann, dessen Verhaftung und Verurteilung ausgespart wird, der Zuschauer wird nur mit dem Ergebnis konfrontiert und der zweiten brutalen Szene des Films, seiner Hinrichtung, womit es zu einer interessanten Gegenüberstellung von verbotenem und legitimiertem staatlichen Töten kommt.
Allerdings ist EIN KURZER FILM ÜBER DAS TÖTEN keine rundum gelungene Angelegenheit, denn nachdem sich Kieslowski zu Beginn mit Wertungen jedweder Art zurückgehalten hat – nur der Taxifahrer wird erstaunlich negativ dargestellt, selbst innerhalb der Tristesse der polnischen Alltagsrealität –, beginnt er im zweiten Teil Erklärungen für die Tat zu suchen und lässt den Täter kurz vor der Hinrichtung ein unangenehm rührseliges Gespräch mit seinem Anwalt führen, ein ziemlich schwacher Versuch, noch Sympathien für ihn zu erzeugen.
Etwas schwach ist auch, dass die deutsche DVD uns nur die deutsche Tonspur anbietet und einen etwas konfusen Bonusmaterial-Teil, darunter auch ein Interview mit Kameramann Idziak. Ansonsten durchaus sehenswert, falls man nicht schon mal im Fernsehen über ihn gestolpert sein sollte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #72 Juni/Juli 2007 und Thomas Kerpen