Biographien (mit oder ohne „Auto“) sind die Geißel des Buchmarktes, denn anscheinend besteht ein gleichbleibend hohes Interesse an den Lebensbeichten von Menschen, die oft erst in ihren Dreißigern sind.
Neil Young hat sich zumindest bis zum Alter von 67 Jahren Zeit gelassen, um „Waging Heavy Peace“ (so der Originaltitel) zu schreiben, hätte das allerdings auch schon viel früher tun können.
Genug Erzählenswertes gibt die wechselhafte Karriere diese legendären Musikers ja her, der immer alles getan hat, um nicht zu einem dieser Rockdinosaurier zu werden, und deswegen auch gerne als großer Einfluss für die alternative Musikwelt genannt wird.
Aber wie auch bei so vielen seiner Platten werden sich die Geister auch an seinem Buch scheiden, denn Young tut alles andere, als einem eine schön chronologisch geordnete Abhandlung über sein Leben zu liefern.
Stattdessen sitzt man als Leser gemütlich auf Onkel Neils Schoß und lauscht dessen Erzählungen. Und da Onkel Neil nicht mehr der Jüngste ist, wiederholt er sich gerne mal und reitet etwas zu sehr auf Dingen herum, die man im allgemeinen als Steckenpferde bezeichnet.
Insofern werden Leser, die nur wenig oder gar nichts über Young wissen, recht schnell „Ein Hippie-Traum“ in die Ecke donnern, was nicht heißt, dass er sich nicht alle Mühe gibt, auf persönliche und amüsante Weise sein turbulentes Leben Revue passieren zu lassen.
Im Deutschen kommt erschwerend hinzu, dass man nicht alleine auf Onkel Neils Schoß sitzt, sondern auf dem von gleich drei Übersetzern, die sich hier wirklich nicht mit Ruhm bekleckert haben („Autografenjäger“ und „Vokalgruppe“ – geht’s noch?!).
Vielleicht sollte man besser gleich zum Original greifen, oder zu Jimmy McDonoughs „Shakey“, der nach wie vor besten Young-Biografie.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #105 Dezember 2012/Januar 2013 und