Es hat Vor- und Nachteile, wenn eine Band Aufnahme- und Produktionsprozess von vorn bis hinten selbst in die Hand nimmt. Einerseits lässt es sich so völlig frei von finanziellen und zeitlichen Zwängen herumexperimentieren und -schrauben, andererseits birgt diese Vorgehensweise immer die Gefahr, dass sich die beteiligten Musiker in etwas verrennen – und das Material letztlich erst nach vielen Jahren oder auch gar nicht zur Veröffentlichung kommt. Diesem Fallstrick sind EARTH SHIP zweifelsohne stets entkommen – „Resonant Sun“ ist bereits das fünfte Album in sieben Jahren. Wie die Vorgänger entstand die Scheibe in den Berliner Hidden Planet Studios, in welchem Bandchef Jan Oberg an den Reglern sitzt. Das fünfte Studiowerk der Berliner, bei denen Sebastian Grimberg neu am Schlagzeug dabei ist, ist dabei der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung, die nach dem verschachtelten 2011er-Debüt „Exit Eden“ ihren Anfang nahm: „Weniger ist mehr“ ist seitdem zum Wegweiser des Hauptstadt-Trios geworden. So präsentiert sich „Resonant Sun“ aufgeräumt, strukturiert und direkt – während die stilistische Grundausrichtung beibehalten wurde. Erneut vermengen die Berliner Sludge, Doom, Stoner und Spacerock zu einer wuchtigen Mixtur, die entweder groovet, knarzt und schiebt („A handful of lies“, „Smoke filled sky“) oder aber vergleichsweise eingängig und fast schon hitverdächtig daherkommt („Resonant sun“, „Crimson eyes“). Die Abmischung tönt derweil ausreichend roh, aber eben auch ausreichend warm. Und auch der neue Mann hinter den Kesseln fügt sich mit seinem organischen Spiel hervorragend ins Klangbild ein. Zusammengenommen sind diese Faktoren am Ende für eines verantwortlich: die Tatsache, dass „Resonant Sun“ das bis dato unterhaltsamste, zugänglichste und – vor allem – überzeugendste Album aus dem Hause EARTH SHIP ist.
© by Fuze - Ausgabe #72 Oktober/November 2018 und Anton Kostudis
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