Bei der "Bar Mitzwa" handelt es sich um das jüdische Äquivalent zur katholischen Firmung, zur evangelischen Konfirmation: wenn die religiöse Indoktrination das Hirn des Kindes weich genug gemacht hat für den Unfug der Erwachsenen und noch bevor durch die Pubertät kritische Fragen aufkommen könnten, werden die Kleinen mit einer Zeremonie zum Vollmitglied der religiösen Gemeinschaft - ein klassischer Übergangsritus vom Kind zum Erwachsenen also, um es etwas weniger polemisch auszudrücken.
Wer nun wiederum dieser Dustin ist, dessen Bar Mitzwa den vier jungen Londoner Punkbratzen Dave Lazer, Rob Burt, Baco und General Wolf den Bandnamen geliefert hat, bleibt bis auf weiteres unklar, der religiösen Ausgewogenheit halber bekommen hier aber auch "Catholic boys" ihr Fett weg - und die "Fegefeuer-Mädchen" aka "Purgatory girls", so dass auch die Geschlechterproportion gewahrt bleibt.
DUSTIN'S BAR MITZVAH sehen auf den Fotos im Booklet extrem jung aus, nach klar unter 20, und entsprechend unbekümmert und stürmisch gehen sie auf ihrem Debüt-Album auch zur Sache: Nach dem Opener "Artrocker", in dem Dan Treacy von TELEVISION PERSONALITIES den Sprecher/Sänger macht, geht es mit "To the Ramones" weiter, einem mitreißenden Pop-Punk-Song, der so rotzig und lässig rausgekloppt wird, dass man sich danach bereitwillig den zwölf anderen Songs hingibt und sich freut, dass England 2007 noch solch prototypische Punkbands hervorbringt.
Klar kann man hier auch stellenweise Verbindungen zu Radau-Brüdern wie ART BRUT, ARCTIC MONKEYS etc. herstellen, doch viel mehr haben BUZZCOCKS, UNDERTONES und TOY DOLLS - siehe "Get your mood on" hier auf der Ox-CD - sowie offensichtlich die RAMONES und stellenweise auch CITIZEN FISH ("My own country") ihre Spuren hinterlassen.
2003 wurde die Band gegründet, man hat teilweise zusammen in einer katholischen Schule gelitten, ein paar Kleinformate veröffentlicht und jüngst erstmals in Japan gespielt, und jetzt steht die Eroberung des europäischen Festlandes an.
Möge sie gelingen, denn frischer, fröhlicher und frommer klang junger Punkrock in den letzten Jahren selten. (37:50) (8) Diese Band war auf der Ox-CD #70 zu hören.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #71 April/Mai 2007 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #70 Februar/März 2007 und Joachim Hiller