Dass man in der Masse von TV-Serien mal was übersieht, bleibt wohl nicht aus. Bei der bereits 2007 entstandenen kanadischen Serie DURHAM COUNTY kommt noch erschwerend hinzu, dass sie bisher bei uns nur im Pay-TV ausgestrahlt wurde und jetzt direkt auf DVD erscheint.
Aber auch ansonsten ist nicht besonders viel über die Serie in Erfahrung zu bringen, man könnte also fast daraus schließen, dass sie einfach nicht gut ist. Was aber nach der Sichtung der ersten beiden existierenden Staffeln mit ihren jeweils sechs Folgen definitiv nicht der Fall ist, auch wenn es sich dabei um nichts bahnbrechend Neues à la DEXTER oder TWIN PEAKS handelt.
Aus dem Serien-Mainstream ragt DURHAM COUNTY allerdings immer noch heraus, denn ihr düsterer Realismus fällt nicht unbedingt in die Sparte leichte Unterhaltung. Ein Crime-Mystery-Familiendrama, in dessen Mittelpunkt der Cop Mike Sweeney steht, der mit seiner Familie von Toronto in den Randbezirk Durham County zieht, um dort etwas Ruhe zu finden, nachdem sein Partner ermordet wurde und seine Frau eine schwere Brustkrebs-Behandlung hinter sich gebracht hat.
Aber die Vorstadt-Idylle trügt, denn Sweeney wird direkt mit zwei getöteten Mädchen konfrontiert, offenbar das Werk eines Serienkillers. Und einer seiner Nachbarn entpuppt sich als Ray Pragar (Justin Louis aus SAW IV), ein alter Rivale aus Schulzeiten, der sich an ihm rächen will.
Der Haussegen hängt ebenfalls ordentlich schief, denn Sweeney und seine Frau haben sich durch die schwere Krankheit voneinander entfremdet, zumal der Cop sich zwischenzeitlich schon von einer jungen Lehrerin trösten ließ, als das Leben seiner Frau noch auf der Kippe stand.
Und so hängen über DURHAM COUNTY scheinbar ständig dunkle Gewitterwolken, aber vielleicht hängen sich auch nur über Sweeneys Kopf, der aufgrund des permanenten Gegenwinds aus allen Richtungen ein Aggressionsbewältigungs-Programm bitter nötig hätte.
Dabei verliert Sweeney vor lauter Wut und Frustrationen auch aus dem Blick, was wirklich gut für ihn ist. Eine geradezu selbstzerstörerische Identifikationsfigur, die einem aufgrund ihrer ganzen unbewältigten Konflikte regelrecht Angst macht.
DURHAM COUNTY ist ein düsterer Ort, was die Macher noch durch die surreale visuelle Seite der Serie zu unterstreichen versuchen. Wobei es vor allem Sweeneys Vergangenheit ist, die hier geheimnisvoll im Dunklen bleibt, während der eigentliche Kriminalfall kaum Überraschungen für den Zuschauer bereit hält.
Es scheint mehr darum zu gehen, herausfinden, wer der Gute und nicht, wer der Böse ist. Es mag zwar nicht immer alles völlig plausibel sein, was in DURHAM COUNTY passiert, aber die starken darstellerischen Leistungen machen das leicht wieder wett.
Allen voran Hugh Dillon als Mike Sweeney, in den Neunzigern Sänger der recht erfolgreichen kanadischen Rockband The Headstones und dem einen oder anderen vielleicht noch als Joe Dick aus Bruce McDonalds HARD CORE LOGO in Erinnerung.
In jedem Fall eine Empfehlung für Leute, die ihren Serien-Stoff gerne etwas abgründiger und deprimierender haben, vor allem bezüglich der Psyche der im Mittelpunkt stehenden Figuren, denn viel zu lachen gibt es hier bestimmt nicht.
Sehr angenehm auch, dass die erste Staffel mit sechs Folgen eine recht überschaubare Angelegenheit ist, denn nichts ist schlimmer als irgendwelche Endlos-Serien. Und auch auf die zweite Staffel darf man sich freuen, denn die kann das bisherige hohe Niveau halten, wobei es noch unklar ist, wann die hierzulande überhaupt zu sehen sein wird.