Ich hatte doch tatsächlich fast vergessen, wie verdammt genial diese Band war: DUNKLE TAGE aus Göttingen existierten von 1983 bis 1987, sie nahmen insgesamt nur zehn Songs auf, aber diese Lieder haben es allesamt in sich. Kennen gelernt habe ich sie „über Bande“: Auf Bonzen war 1991 die 7“ von SCHWARZE FEUER erschienen, bei denen DUNKLE TAGE-Sänger Joochen [sic!] sang, und die beeindruckten mich durch ihren Song „Der Panther“, eine Vertonung des Rilke-Gedichts. Und von da aus stieß ich zu DUNKLE TAGE vor, die ein paar Jahre zuvor auch schon diesen Song aufgenommen hatten. Und 1992 kam dann auf HeartFirst, so was wie der Bonzen-Nachfolger, der Rerelease der DUNKLE TAGE-7“ von 1986. 2004 hatte es bereits mal eine sogar 19 Songs umfassende (titellose) LP-Diskografie auf Assel Records gegeben, mit diversen Demotracks. „Es kehren dunkle Tage übers Land“ ist nun so was wie ein Mittelding zwischen der 7“ und der damaligen LP, und es ist verblüffend, wie kraftvoll und dynamisch diese uralten Aufnahmen hier klingen. Als „eine der ersten deutschen Anarchopunk-Bands“ werden DUNKLE TAGE in der kurzen Bandhistory bezeichnet, ergänzt wird diese um eine Diskografie inklusive der Compilationbeiträge, und natürlich dürfen bei so einer Band die Texte nicht fehlen. Mit „Dunkle Tage“ schrieben sie einen der intensivsten deutschsprachigen Punksongs aller Zeiten, unglaublich düster und zeitlos. Von Optik und Attitüde her griffen DUNKLE TAGE auf, was via CRASS, CONFLICT oder DISCHARGE aus UK nach Deutschland gedrungen war, und taten das mit einem messerscharfen, präzisen, latent metallischen Sound, dem ihrer Zeitgenoss:innen BLUTTAT nicht unähnlich. Textlich thematisierten DUNKLE TAGE Nationalismus („Deutschland“), Tierrechte („Mörder“) und auch die Verbrechen an den nordamerikanischen Ureinwohnern („Custer died for your sins“) – und ja, DT texteten sowohl deutsch wie englisch. Ein Must-have-Rerelease!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Joachim Hiller