Wie schön, dass auf manche Dinge im Leben einfach Verlass ist: Wenn du mit deinem Latein am Ende bist, dir alles zu viel oder öde wird, MERZBOW bringt dich zurück auf den Nullpunkt, oder über den Berg, je nachdem, wo du hinwillst.
Über den veganen Noise-Gottvater MERZBOW alias Masami Akita braucht es wohl keine vielen Worte, an wem einer der bedeutsamsten zeitgenössischen Konzeptkünstler trotzdem ungehört vorbeigegangen ist, der lese das Interview in Kochen ohne Knochen #3, dort steht alles Wichtige.
Der ungarische Drummer Balázs Pándi dagegen dürfte hierzulande weniger bekannt sein, dabei finden sich auf der Arbeitgeber-Liste des eigentlich aus der Grindcore-Ecke stammenden Musikers die Namen illustrester (Nicht-)Musik-Größen wie TO LIVE AND SHAVE IN LA, VENETIAN SNARES und Otto von Schirach, Künstler, die allesamt begeistert von seinem Können berichten.
Selbst die guten alten EXTREME NOISE TERROR haben bereits angefragt, ob er nicht Lust hätte, bei ihnen zu spielen. Dass Pándi durch gemeinsames Touren mit Masami Akita nun quasi den Szene-Zenit bereits mit 26 Jahren erreicht hat, dürfte seiner weiteren Drummer-Laufbahn eh keinen Abbruch tun, im Gegenteil, wie diese CD beweist.
Wie so oft bei MERZBOW-Kollaborationen, tut diesen gerade die Präsenz einer den MERZBOW-Sound-Mahlstrom bändigen Kraft sehr gut, und dies geschieht zumeist durch die Rhythmisierung der Klangeruptionen des Großmeisters aus Japan.
So auch auf diesem, ebenfalls für Merzbow-Einsteiger tauglichen Tonträger. Neben je einem Merzbow-und Baláz-Solo befinden sich drei Duette auf der CD, wobei besonders das letzte, 22-minütige, infernalische Stück ans Herz oder besser die Gehörgänge gelegt sei.
„Space Jazz“ nennen die beiden ihr gemeinsames Wirken, man darf auch „Katharsis“ sagen. Oder, wenn man bestrebt ist, die Dinge simpel zu halten, einfach nur „geiler Krach“.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #97 August/September 2011 und André Pluskwa