Timo Tripke ist Loser und Lehrer. Eines Tages gelingt ihm unabsichtlich ein profaner Geniestreich, wobei er heimlich von einem Schüler gefilmt wird. Dieses Video geht viral durch die Decke und macht Tripke wider eigenen Willen zu einer Art belächelnswertem Star und infolgedessen zu einer Medienhure, die innerlich immer tiefer vereinsamt.
Der zweite Roman von Felix Scharlau behandelt eine Welt, die der Autor möglicherweise aus einer Innenansicht kennt: die der (Neuen) Medien, die aus zirkulären Selbstbezüglichkeiten heraus aus einem Furz ein Geschäft machen (wollen).
Diese präzise beobachtete und beschriebene Szenerie dient als Kulisse für den meist unglücklichen und oft betrunkenen Protagonisten, der wie eine Flipperkugel von äußeren Zwängen durch die Gegend geschubst wird.
Dahinter geht’s im Kern um die großen Themen in der Mitte des Lebens – Selbstbestimmung, Familie, Sexualität, Glück und die Frage: Soll es das jetzt gewesen sein und wenn nicht, wie könnte es anders weitergehen? Tripke kommt als Erwachsener in die gleiche Situation, in der er bereits als Kind gewesen ist: Er muss im wahrsten Sinne des Wortes eine von außen aufgedrückte Rolle spielen, um überleben zu können.
Er ist es – vielleicht. Wer weiß das schon? Sein Großvater hat im industriell geprägten Zeitalter seinen Arm und seine Hörkraft verloren, Tripke verliert im Medienzeitalter einen Teil seiner Seele.
Das alles führt Felix Scharlau in einer durchgehend spannenden Geschichte zwar konventionell, aber gekonnt zusammen. Der Roman ist eine gelungene und unterhaltsame Gegenwartsanalyse und dabei in den persönlichen Kernfragen zeitlos.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #147 Dezember/Januar 2019 und Headbert