Foto

DRY CLEANING

Stumpwork

2017 wurden DRY CLEANING im Londoner Süden gegründet, von Florence Cleopatra Shaw (voc), Tom Dowse (gt), Nick Buxton (dr), Lewis Maynard (bs). „Florence’ tiefe Stimme erinnert mich spontan an Kim Gordon, an Lydia Lunch. Markant im Vordergrund stehend liefert sie fast schon an eine Spoken Word-Performance erinnernden Sprechgesang ab, mit dunklem Timbre [...]“ – das schrieb ich anlässlich es Debüts „New Long Leg“ von 2021 und könnte es jetzt nicht besser formulieren. Ergänzend würde ich nur: Grace Jones. Schrieb ich aber zur Musik des ersten Albums noch was von „transparentem Drumming, im Hintergrund wummerndem Bass und Gitarrentupfern darauf und drumherum, die auch so einen gewissen SONIC YOUTH-Touch haben“, ist das 2022 etwas anders. Der Post-Punk-Faktor ist weit in den Hintergrund getreten, „Stumpwork“ hat eher was von C86-likem jangly Pop, das aber in sehr reduzierter, leiser, fast schon akustischer Version – „Easy Listening“ hätte ich fast schon getippt, wenn da nicht bei „Kwenchy kups“ plötzlich die Zeile „I don’t give a fuck, dickface!“ wie ein Eiterpickel auf einem hübschen Gesicht hervorgepoppt wäre. Leise kann ganz schön laut sein, und der schräge Reiz von DRY CLEANING erschließt sich erst mit konzentriertem Zuhören – das ist der Nachteil eines so leisen Albums, bei dem die Stimme so weit im Vordergrund steht, dass sie fast schon wie auf einer anderen Ebene als die Musik schwebend wirkt. So kann mensch aber immerhin Shaws Texten konzentriert zuhören, siehe etwa „Conservative hell“. Dennoch: etwas mehr vordergründiges Rocken hätte ich mir hier und da schon gewünscht. Mal sehen, wie sich das alles live gestaltet.