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DREI TAGE UND EIN LEBEN

Den französischen Drehbuchautor Nicolas Boukhrief schätze ich vor allem wegen seines Drehbuch für Mathieu Kassovitz’ kontroversen Film „Assassin(s)“ von 1997. Die Qualität der beiden unter seiner Regie entstandenen, auch hierzulande veröffentlichten „Thriller“ „Off Limits – Wir sind das Gesetz“ (2010) und „Cash Truck“ (2004) war dann etwas durchwachsen. Mit „Made in France“ erreichte Boukhrief 2015 wieder einen ähnlichen gesellschaftskritischen Anspruch wie bei „Assassin(s)“. Nach dem Anschlag auf das französische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ im November 2015 wurde der Kinostart des Films aber wegen seiner Thematik wieder verschoben. Allerdings war „Made in France“, in dem ein Journalist sich für eine Reportage einer Gruppe islamistischer Extremisten anschließt, die offenbar einen Anschlag in Paris plant, bereits vor diesen Ereignissen entstanden, bekam aber plötzlich eine beklemmende Tagesaktualität. Bei „Drei Tage und ein Leben“ verfilmte Boukhrief diesmal kein eigenes Drehbuch, sondern adaptierte den gleichnamigen Roman von Pierre Lemaitre (dessen Buch „Wir sehen uns dort oben“ ebenfalls verfilmt wurde), der auch das Drehbuch dafür schrieb. „Drei Tage und ein Leben“ als Psychothriller zu bezeichnen, würde eine falsche Erwartungshaltung aufbauen. Denn es handelt sich eher um ein einfühlsam erzähltes, realitätsnahes und psychologisch tiefgründiges „Schuld und Sühne“-Drama, das beschreibt, wie dessen Protagonist lebenslang durch die Tatsache gequält wird, dass er als Kind auf tragische Weise zum Mörder wurde, ohne daran komplett zu zerbrechen. Was die moralische Dimension dieser Tat angeht, bleibt dieses Psychogramm eines anfangs noch minderjährigen Täters bis zum geradezu makaberen Finale (in anders gelagerten Filmen würde so etwas als Happy End durchgehen) so überraschend wie originell.