Beobachtet ihr auch schon seit einiger Zeit ein Comeback des Achtziger-Jahre-Hardcore-Punk? Ein weiteres Indiz hierfür: DRECK WEG!. Das 2020 in Leipzig-Connewitz gegründete Trio belegt mit seinem selbstbetitelten Debütalbum, dass die Corona-Pandemie auch kreative Potenziale entwickeln und dabei richtig guter, authentischer: emotionaler, politischer und auf das notwendige Minimum reduzierter Hardcore-Punk entstehen kann. Was für ein Kracher! Der Sound lässt spontan an AMEN 81, HAMMERHEAD, ABFUKK und ES WAR MORD denken und holt einen sofort ab. Das Album umfasst elf Songs mit einer Spielzeit von zwanzig Minuten. Die Texte behandeln Wut, Ohnmacht, Resilienz und Widerstandsfähigkeit wegen oder gegen aktuelle politische und gesellschaftliche deutsche Zustände und thematisieren die lähmenden Widrigkeiten der alltäglichen Lebensroutinen, gegen die ein Freiheitsideal gemeinwohlorientierten Individualismus stark gemacht. Die Hommage an Gregor Gog, den zunächst anarchistischen und später kommunistischen einstigen „König der Vagabunden“, bringt das Credo des Albums signifikant auf den Punkt. Aus dieser Perspektive werden unter anderem aktueller und historischer Faschismus, Nationalismus und ein Leben gemäß kapitalistischer Verwertungslogik scharf kritisiert. DRECK WEG! ist ein Rohdiamant, den das Trio hoffentlich noch zu schleifen weiß.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #160 Februar/März 2022 und Salvador Oberhaus