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DRACULA

Guido Crepax

Eigentlich ist die Einführung „Vampiria Felix“ von Gianni Guadalupi fast interessanter als der eigentliche Comic. Denn Guido Crepax’ 1983 in Italien erstveröffentlichte Dracula-Adaption hält sich ziemlich eng an Bram Stokers berühmte Vorlage. Natürlich gibt es auch hier Crepax’ Markenzeichen, viel nackte Popart-Barbie-Püppchen mit üppigen Brüsten, knackigen Gesäßen, schmaler Taille und Sechziger-Jahre-Twiggy-Gesichtern, allerdings für seine Verhältnisse so harmlos, dass die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien auch in den Achtzigern – im Gegensatz zu Crepax’ 1983 und 1987 indizierten Bänden „Justine“ und „Venus im Pelz“ – vermutlich nicht eingegriffen hätte, aber „Dracula“ ist damals erst gar nicht in Deutschland erschienen. Dabei zeigen seine detaillierten schwarzweißen Tuschezeichnungen hier – im Gegensatz zu vielen anderen Crepax-Comics – auch mal nackte Männer von vorne, diesbezüglich ist das also immerhin geschlechtergerecht. Und Dracula beißt nicht nur, sondern vergewaltigt auch gleich, das gilt auch für sämtliche Vampir-Damen inklusive der untoten Lucy (weitere männliche Vampire existieren mit Ausnahme von Renfield nicht). Dabei wird dieser sadistische Akt in recht blumige Bilder mit reichlich nackter Haut und mehr oder weniger devoten Opfern verpackt. Nun ja. Wie für diese Veröffentlichungsreihe üblich, kleckert der Splitter Verlag nicht und spendiert dem großformatigen Hardcoverband neben der frischen Übersetzung auch gleich ein exklusives Cover für den deutschsprachigen Markt. Allerdings: Crepax’ Sadomaso-Gehabe ist, bei aller schönen Ausstattung und formvollendeten Fertigkeit des Künstlers, nach wie vor eine kontrovers diskutierbare Angelegenheit.