Wie geht man eigentlich mit einer Band um, die einen permanent an andere, viel bessere Bands erinnert? Im Fall von DOUBLE DAGGER aus Baltimore wären das vor allem FUGAZI und SHELLAC beziehungsweise BIG BLACK, was das pumpende, scharfkantig metallische Bassspiel und den gehetzten, hysterischen Gesang angeht - Gitarren gibt es keine, was kaum auffällt.
Hinzu kommt der rohe Noiserock von MISSION OF BURMA oder den VOLCANO SUNS und bizarrerweise sogar die eine oder andere JOY DIVISION-Referenz. Auf ihrem Debüt für Thrill Jockey, ihrem dritten Album insgesamt, muss man ihnen auf jeden Fall die herrlich hingerotzte Punkrock-Attitüde und Energie zu gute halten, auf der Strecke bleiben dabei allerdings subtiles wie fokussiertes Songwriting.
DOUBLE DAGGER sind mehr Ausdruck brutaler kinetischer Energie, auch wenn sich in ihr derbes Geholze komischerweise sogar wiedererkennbare Melodien verirren, die aber leider zu schnell wieder verpuffen.
Versteht man „More" als Ausdruck von Punkrock in seiner reinsten Form haben DOUBLE DAGGER hier ein wirklich feines Album hinbekommen, wenn man aber sieht, was etwa FUCKED UP mit ihrem letzten Album in dieser Hinsicht bewerkstelligen konnten, bleibt das Trio aus Baltimore eine etwas blasse Angelegenheit ohne lange Halbwertzeit.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #90 Juni/Juli 2010 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #84 Juni/Juli 2009 und Thomas Kerpen