DOCTOR STRANGE

Eigentlich hatte ich geschworen, einen großen Bogen um weitere einfallslose Marvel-Comic-Verfilmungen zu machen, aber wegen Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle als arroganter Neurochirurg Dr. Stephen Strange gab es zumindest ein wenig Hoffnung, dass „Doctor Strange“ nicht ausschließlich eine weitere sinnentleerte Spezialeffekte-Zerstörungsorgie sein würde, sondern auch mit interessanten Figuren aufwartet.

Im Marvel-Universum gehört Doctor Strange auf jeden Fall zu den faszinierendsten, wenn auch weniger bekannten Figuren, erdacht von Stan Lee und Zeichner Steve Ditko Anfang der Sechziger. Die zeichnerische Umsetzung von „Doctor Strange“ durch Ditko geriet bisweilen so psychedelisch, dass man die Macher für Opfer eines schlechten LSD-Trips hielt.

Hinzu kam inhaltlich eine Beschäftigung mit Schwarzer Magie und fernöstlicher Mystik – ein Fest für Theosophen. Doctor Strange muss die Welt vor allerlei magischen Bedrohungen schützen, nachdem bei einem Autounfall seine Hände so stark verletzt wurden, dass er seinen Beruf nicht weiter ausüben kann und schließlich als „oberster Zauberer“ auserkoren wird.

Bereits 1978 entstand eine unterhaltsame TV-Realverfilmung, die nur hinsichtlich der Spezialeffekte zu wünschen übrig ließ. Weitere Versuche, Doctor Strange auf die große Leinwand zu bringen, scheiterten aber.

Jetzt hat sich Scott Derrickson an dem Stoff versucht, der bereits das Remake von „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ in den Sand gesetzt hatte, und zeigt uns, wie Stephen Strange zum obersten Zauberer wird.

Die Effekte wirken wie eine Mischung aus M. C. Escher und Christopher Nolans „Inception“ und sind durchweg sehr eindrucksvoll, ansonsten hätte man sich hier einen visionäreren Regisseur gewünscht.

Der beste Spezialeffekt des Films ist aber Cumberbatch, der seiner Figur wirklich Leben einhauchen kann.