DOBERMANN

1997 verließ ich recht entnervt die Vorstellung von Jan Kounens DOBERMANN während des Fantasy Filmfests, denn das vermeintliche Highlight entpuppte sich als platter Tarantino-Verschnitt, aber vielleicht hing das damalige unerfreuliche Filmerlebnis auch mit dem übervollen, nicht klimatisierten Kinosaal während hochsommerlicher Temperaturen zusammen.

Einige Jahre später bin ich versucht, zweiteres anzunehmen, denn DOBERMANN lässt sich als recht sinnfreier, extrem gewalttätiger wie zynischer Gangsterfilm nach wie vor sehr gut goutieren, funktioniert aber mehr als überdrehter Comic, denn als konventionelles Heist-Movie.

Kounen hatte bereits zuvor bei seinen brillanten Kurzfilmen bewiesen, dass er in visueller Hinsicht ein echtes Regie-Talent ist. Und so ist auch sein erster Langfilm DOBERMANN ein überbordendes Exempel für „Style over substance“, der sich mit seinen wilden Verfolgungsjagden und blutigen Shootouts als rein eskapistisches Vergnügen entpuppt, gewürzt mit sehr viel schwarzem Humor und bevölkert von Charakteren, die allesamt einen an der Klatsche haben. Sozusagen ein urbaner Western, deutlich beeinflusst vom „Heroic Bloodshed“-Genre des Hongkong-Kinos, und gerade im Vergleich zu heutigen Versuchen, dem Actionfilm neues Leben einzuhauchen, einer der besseren Vertreter in diesem Bereich.

Nicht zuletzt wegen zahlreicher geschmacklicher Grenzüberschreitungen – neben der Anwesenheit von Vincent Cassel und Monica Belluci. Seit 1999 stand DOBERMANN bei uns auf der Liste indizierter Filme, ungeschnitten war er allerdings immer.

Capelights Antrag auf Listenstreichung bei der BPjM war erfreulicherweise erfolgreich und so gibt es jetzt eine schicke Neuauflage des Films im Mediabook mit jeder Menge Extras auf einer Bonus-Disc und zusätzlich einer deutschsprachigen Blu-ray des Hauptfilms.