Wenn ein gewisser Dario Argento DO YOU LIKE HITCHCOCK? (Constantin Film) fragt, sollte man besser schnell die Flucht ergreifen, denn es könnte sein, dass man Hitchcock danach gar nicht mehr mag, vor allem angesichts des ganzen Mists, den diese ehemalige italienische Regie-Ikone in den letzten Jahren verzapft hat.
Um es vorweg zu nehmen, auch DO YOU LIKE HITCHCOCK? ist kein Meisterwerk, aber man verspürt zumindest nicht schon nach zehn Minuten das unbändige Verlangen zu spulen oder ganz abzuschalten wie bei THE CARD PLAYER und SLEEPLESS zuvor.
Der Film entstand fürs italienische Fernsehen, weshalb man schon mal keine der üblichen Gewaltexzesse von Argento erwarten darf. Aber was bleibt dann noch, denn ein guter Geschichtenerzähler war er ja noch nie? Zumindest ein nicht ganz ernstzunehmender, amüsanter Streifzug durch das Hitchcock’sche Repertoire, in Form von Filmen wie DIAL M FOR MURDER, REAR WINDOW, STRANGERS ON A TRAIN oder VERTIGO, dessen Hauptfigur ein nerdiger Filmstudent mit Harry Potter-Look ist, der dem Mordkomplott zweier attraktiver Frauen auf die Schliche kommt.
Fasziniert daran haben dürfte Argento wohl mal wieder der Voyeurismus seiner Hauptfigur, dem seine Neugier fast zum Verhängnis wird. Das Ganze ist solide inszeniert und wird durch Pino Donaggios schönen Score auch durchaus aufgewertet, allerdings sind die Schauspieler mal wieder italienische Massenware, deren Unvermögen in der Originalfassung – der Film wurde in englischer Sprache gedreht – noch stärker zur Geltung kommt als in der ebenfalls recht gruseligen deutschen Synchro.
Richtig befriedigend ist das aber alles nicht. Dafür dreht Argento wohl gerade den überfälligen Abschluss seiner „Drei Mütter“-Trilogie, mit Tochter Asia in der Hauptrolle.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #70 Februar/März 2007 und Thomas Kerpen