Sergio Corbuccis 1966 entstandener „Django“ war zwar nicht der erste Italowestern – Leone hatte „Für eine Handvoll Dollar“ und „Für ein paar Dollar mehr“ bereits zuvor gedreht –, ist aber sicherlich einer der einflussreichsten und vielzitiertesten europäischen Western, die sich durch ihre Gewalttätigkeit und ihren Zynismus stark von den amerikanischen Vorbildern unterschieden. Vor allem in Deutschland trieb der Django-Kult seltsame Blüten, denn es wurden um die 50 Western veröffentlicht, die Django im Titel hatten, ohne dass es dabei eine Verbindung zu Corbuccis Klassiker gab. Echte Django-Filme gibt es nur wenige, und auch „Django – Ein Sarg voll Blut“ ist einer dieser Fake-Djangos aus der zweiten Reihe, denn der von George Hilton gespielte Antiheld heißt eigentlich Lord. „Django – Ein Sarg voll Blut“ („Il Momento di uccidere“, „der Moment des Tötens“) ist ein Frühwerk des versierten Genreregisseurs Giuliano Carnimeo, der bis in die Siebziger noch weitere Italowestern drehte wie „Sartana kommt“ oder „Sartana – Töten war sein täglich Brot“, und erschien jetzt das erste Mal ungeschnitten und in HD-Qualität auf Blu-ray, als Mediabook- und Amaray-Version. Der an sich eher ernste und recht ruppige Western (FSK ab 18) leidet ein wenig unter der gewohnt klamaukigen deutschen Synchronisation von Rainer Brandt. Darin sind die Revolverhelden Bull und Lord im Auftrag eines Richters auf der recht umständlich erzählten Suche nach einem verschwundenen Goldschatz, an dem auch noch andere Gruppierungen interessiert sind. Horst Frank gibt hier mal wieder erfolgreich den sadistischen Oberbösewicht. Mit seinem inszenatorischen Einfallsreichtum sorgt Carnimeo aber dafür, dass sich „Django – Ein Sarg voll Blut“ trotz bekannter Storyelemente angenehm vom Italowestern-Mittelmaß abhebt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #161 April/Mai 2022 und Thomas Kerpen