DIY eine Revolution? Ein alter Hut ist das Selbermachen! Kulturhistorisch allerdings kann man durchaus von einer Renaissance des Selbermachens reden, denn was seit der Steinzeit selbstverständlich war, dass der Mensch eben, von ein paar Ausnahmen und spezialisierten Tätigkeiten abgesehen, sich um alles in Haus und Hof selbst kümmern musste, fand erst mit der industriellen Revolution und dem Aufkommen der Massenproduktion ein Ende.
Selbermachen kam aus der Mode, doch so, wie Kochen bei gleichzeitiger Zunahme von Fertiggerichten ein Boom ist, ist auch „Mach es selbst“ ein Gegentrend zur fortschreitenden Auslagerung –die USA etwa machen kaum noch was selbst, haben ihre Industrieproduktion fast völlig nach China ausgelagert.
Man merkt schnell, DIY im Großen wie im Kleinen ist jenseits von Punk-Singles mit Siebdruck-Cover ein spannendes Thema, dem sich noch bis zum 19. Februar 2012 die gleichnamige (siehe Buchtitel) Ausstellung im Museum für Kommunikation in Frankfurt widmet.
Dabei führt der vorliegende Katalog, der einen spannenden, umfassenden Überblick über das Thema gibt (von A wie Alternativbewegung über F wie Fanzine bis W wie Wikis) mit seinem aufwendigen Schablonen-Cover sowie diversen Sprüh-Schablonen zum Herausnehmen das D.I.Y.-Prinzip ad absurdum: Statt selbst Schablonen zu basteln, nimmt man die vorgefertigten ...
Dennoch ein spannendes Buch mit klugen Artikeln zu den verschiedensten Facetten dieses Phänomens, und man merkt bei genauerer Beschäftigung erst, wie spannend das Thema ist, wie viel politische Sprengkraft darin steckt und welche Lösungen sich damit angesichts anstehender ökologischer und ökonomischer Veränderunge auftun.
Vor allem aber: Noch ist Zeit, die Ausstellung in Frankfurt (danach Berlin) anzuschauen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #98 Oktober/November 2011 und Joachim Hiller