Im Juli letzten Jahres verstarb mit Dieter Moebius einer der Pioniere zeitgenössischer elektronischer Musik, der in Bands wie CLUSTER und HARMONIA zusammen mit Hans-Joachim Roedelius Klangwelten schuf, die sich mit dem Begriff Krautrock nur schlecht fassen ließen.
Während bei Roedelius’ Solaktivitäten oft dessen Hang zu klassischer Klaviermusik und melodischen Ambient-Kompositionen zur Geltung kam, blieb Moebius immer der ungestüme und experimentierfreudige Elektronik-Frickler, der in DaDa-Manier Sounds demontierte und neu arrangierte.
Dabei kam es es auch immer wieder zu spannenden Kollaborationen, wie mit Produzent Conny Plank, Mani Neumeier von GURU GURU oder Jürgen Engler von DIE KRUPPS. Die jetzt wiederveröffentlichten Alben „Blotch“ (1999) und „Nurton“ (2006) gehören zwar eher zu den Spätwerken von Moebius, sind dadurch aber nicht weniger interessant.
Denn während viele ehemals innovative Kollegen von Moebius sich verstärkt bei Techno oder anderen Club-Sounds anzubiedern versuchten, lassen sich seine ungemein verspielten Arbeiten nicht wirklich kategorisieren.
Und so werden „Blotch“ und „Nurton“ bestimmt von Synthpop, Industrial, Noise, Ambient und Polyrhythmik, und das oftmals im selben Stück, was jemand mal als „metal machine music with an organic heart“ beschrieb.
Man muss hier wirklich mit allem rechnen, nur nicht mit Songs, die sich konventionellem Songwriting unterwerfen würden.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #126 Juni/Juli 2016 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #126 Juni/Juli 2016 und Thomas Kerpen