DIE ZWEI GESICHTER DES JANUARS

Die 1995 verstorbene amerikanische Autorin Patricia Highsmith war seit den 50er Jahren Vorlagenlieferantin für zahlreiche Filme. Bezeichnenderweise wurde gleich ihr erster Roman „Zwei Fremde im Zug“ von 1950 ein Jahr später von Alfred Hitchcock verfilmt – quasi ein Gipfeltreffen von zwei Meistern des psychologischen Thrillers.

1962 entstand dann der Kriminalroman „Die zwei Gesichter des Januars“, in dem der junge Amerikaner Rydal Keener in Griechenland in den Bann eines Betrügerpärchens gerät – Chester MacFarland und dessen Ehefrau Colette.

Grund dafür ist, dass der Mann ihn an seinen erst kürzlich verstorbenen, ungeliebten Vater erinnert und dessen Frau seiner Jugendliebe gleicht. Als MacFarland einen Mann umbringt, der ihm auf die Schliche gekommen war, wird Rydal zum Komplizen des Pärchens, denen er bei der Beseitigung der Leiche hilft und ihre Flucht ermöglicht.

Der Amerikaner wird dabei zum Opfer seiner eigenen Vergangenheit und muss diese Phantasmen seiner Jugendzeit auf einer anderen Zeitebene erneut durchleben. Highsmith erzählt dabei auch eine klassische Dreiecksgeschichte, die den Kampf von Rydal und Chester um dessen Ehefrau schildert.

Eigentlich erstaunlich, dass Hossein Amini, der Drehbuchautor von Nicolas Winding Refns „Drive“, für sein Regiedebüt auf solch einen altmodischen Stoff zurückgriff. Das Ergebnis gibt ihm letztendlich recht, denn sein Film hebt sich aufgrund seiner behutsamen Erzählweise und der stilvollen visuellen Umsetzung, die das Griechenland der 60er Jahre atmosphärisch und authentisch einfängt, angenehm von der sonstigen kruden Thriller-Kost ab, die aktuell das Kino beherrscht. Nicht zuletzt aufgrund der starken darstellerischen Leistung von Viggo Mortensen und Oscar Isaac, der auch schon in „Inside Llewyn Davis“ glänzen konnte.