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DIE WILDE SCHÖNHEIT DER AUSLEGEWARE

Bernd Pfarr

Älteren Semestern dürfte Bernd Pfarr noch dank seiner Sondermann-Reihe in der Titanic oder den Cartoons im Zeit-Magazin bekannt sein. Mit einer bis zum Anschlag überzogenen spießig-altmodischen, gestelzt intellektuellen Ausdrucksweise und entlarvenden Übertreibungen in absurden Kontexten rückt Pfarr der Idiotie des Alltags auf die Pelle.

Selbstredend nicht ohne dem geneigten Freund abseitigen Humors dabei ein grenzdebiles Dauergrinsen ins Gesicht zu zimmern. An Themen mangelt es ihm dabei nie, schließlich lässt sich alles und jeder in möglichst abwegige Situationen hineinmanövrieren.

Menschen, Tiere, Architektur, vor Pfarr ist nichts sicher. Genauso vielseitig ist Pfarrs Schaffen dabei in visueller Hinsicht: Neben klassischen Cartoons finden sich gleichberechtigt zur Karikatur umformierte Gemälde und banale Comics.

Kein Wunder also, dass auch die Kunstwelt längst von ihrem hohen Ross der Ernsthaftigkeit gestiegen ist und Pfarr in ihre heiligen Hallen aufgenommen hat. So auch jetzt im Rahmen einer Ausstellung im Wilhelm Busch-Museum für Karikatur & Zeichenkunst in Hannover, von November 2018 (Bernd Pfarr wäre im November sechzig Jahre alt geworden) bis Februar 2019, zu der dieses Buch als Begleitband dient.

In dem im Übrigen neben diversen Gastschreibern wie Ralf König und Nicolas Mahler auch Pfarr selbst im Gespräch mit Christian Gasser (geführt und aufgezeichnet zwischen 1995 und 1999) posthum zu Wort kommt.

Wer Pfarr nicht kennt, kann sich hier in die Materie einlesen. Wer ihn kennt und mag, findet einen kompakten Überblick über den so bizarren wie pointierten Pfarrschen Kosmos. Wer mehr als einen wildernden Streifzug will, kommt um die dazugehörige Ausstellung allerdings nicht herum.