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DIE WILBY VERSCHWÖRUNG

Es ist ein eigenartiger Zufall, dass ich anderthalb Wochen nach dem Tod von Sidney Poitier, der 1964 als erster afroamerikanischer Schauspieler mit einem Oscar für seine Hauptrolle im Film „Lilien auf dem Felde“ von Ralph Nelson ausgezeichnet wurde, vor der Besprechung eines anderen Nelson-Films sitze, ebenfalls mit Poitier in der Hauptrolle. Darüberhinaus arbeiteten Poitier und Nelson auch in dem exzellenten Western „Duell in Diablo“ von 1966 zusammen, der ähnlich wie Nelsons „...tick... tick... tick...“ die Rassenprobleme in Amerika thematisierte. Nelsons schonungsloser Darstellung der US-amerikanischen Geschichte fand dann 1970 im Western „Das Wiegenlied vom Totschlag“ seinen Höhepunkt bei der detaillierten Darstellung des Sand-Creek-Massakers von 1864 während der Indianerkriege, gleichzeitig auch eine Verarbeitung der Kriegsgräuel in Vietnam. Nelson und Poitier arbeiteten dann noch mal in „Die Wilby Verschwörung“ („The Wilby Conspiracy“) zusammen, der jetzt das erste Mal auf Blu-ray erschien, die eine deutliche Verbesserung zu den bisherigen nicht anamorphen DVD-Veröffentlichungen darstellt. Poitier spielt darin den Anti-Apartheid-Aktivisten Shack Twala, der in Kapstadt dank der Beharrlichkeit seiner Anwältin nach längerer Haft wieder freigelassen wird. Doch es dauert nicht lang, bis sich Shack Twala wieder auf der Flucht vor der Geheimpolizei befindet und Südafrika versucht zu verlassen, wobei ihm der britische Ingenieur Jim Keogh (Michael Caine) helfen soll, ein Freund seiner Anwältin. Was als politisch motivierter Apartheid-Thriller und Anklage der südafrikanischen Rassenpolitik beginnt, wird im weiteren Verlauf der Handlung zu einem wunderbar rasanten, von sarkastischer Komik beherrschten Buddy-Movie, bei der es um vor allem die Jagd auf eine große Menge Rohdiamanten geht.