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DIE FRUSTRIERTEN

Claire Bretécher

Zugegeben, Claire Bretéchers Comicreihe „Die Frustrierten“ erinnert von der Grundatmosphäre her ein wenig an eine „Derrick“-Folge: In Bohème und Upper Class haben alle irgendwie Dreck am Stecken. Kein Wunder eigentlich, beide Serien sind etwa zur gleichen Zeit gestartet, „Derrick“ 1974, „Die Frustrierten“ 1973. Doch während Derrick seine Untergebenen noch bis 1994 affektiert herumkommandieren durfte, war für „Die Frustrierten“ schon 1980 Schluss. Vielleicht besser so, wird jeder bestätigen, der sich mal eine Folge Derrick aus den Achtzigern oder Neunzigern angeschaut hat, so viel Staub hat wohl kaum eine andere Serie schon bei der Erstausstrahlung angesetzt. Auch Bretéchers Strips, ursprünglich als Onepager im Auftrag der französischen Zeitung Le Nouvel Observateur unter der Prämisse entstanden, „der Selbstgefälligkeit der Leser [...] eine Gegenmacht zu sein“, leiden ein wenig unter zu viel und nicht unbedingt gut gealtertem Zeitgeist. Hier wird der urbane Linksliberalismus der Siebziger pointiert abgebildet und dabei doch zeichnerisch wie inhaltlich gnadenlos karikiert. Jazz, Rollkragenpulli, Rotweinglas, Kippe und viel blasiertes Gelaber, da muss man durch. Aber: Bretécher lässt Frauen und Männer gleichermaßen zu Wort kommen und reduziert Frauen dabei nicht nur auf eine einzige Perspektive. Ob deswegen schon die Feminismuskarte gezückt werden sollte? Hm. Die Autorin selbst wollte sich jedenfalls als Feministin verstanden wissen. Wie alle Bände aus der Bibliothek der Comic-Klassiker (bisher in der Reihe erschienen: „Prinz Eisenherz“, „Hägar, der Schreckliche“, „Mafalda“ und „Popeye“) erscheint „Die Frustrierten“ in einem leicht auf Vintage getrimmten Hardcover inklusive Lesebändchen und schützendem Schuber.