Der 1937 verstorbene amerikanische Schriftsteller H. P. Lovecraft gilt als einer der bedeutendsten Autoren der phantastischer Literatur, konnte zu Lebzeiten aber mit seiner Kunst kaum seinen Lebensunterhalt bestreiten. Seit den 60ern entstanden im Horrorgenre viele von Lovecraft beeinflusste Filme, die aber nur selten dessen literarischem Schaffen gerecht wurden. Eine der beliebtesten Geschichten Lovecrafts ist „Die Farbe aus dem All“ aus dem Jahr 1927, die schon einige Male verfilmt wurde, das erste Mal 1965 als „Das Grauen auf Schloß Witley“ mit Boris Karloff, 1987 als „The Curse“ und sogar recht werkgetreu 2010 in Deutschland unter dem Titel „Die Farbe“. In „Die Farbe aus dem All“ beschreibt Lovecraft, wie Ende des 19. Jahrhunderts ein großer Meteorit in der Nähe des Hofs der Familie Gardner niedergeht und in Folge Flora und Fauna in der Nähe mutieren lässt und schließlich auch Mensch und Tier angreift. Lovecraft schuf damit einige Jahre nach „Der Krieg der Welten“ von H. G. Wells die prototypische Vorlage für ein außerirdisches Bedrohungsszenario, das etwa auch „Blob – Schrecken ohne Namen“ aus dem Jahr 1958 beeinflusst hat. Jetzt hat sich Richard Stanley Lovecrafts Geschichte erneut für eine Verfilmung vorgenommen, 27 Jahre nach seinem letzten Kinofilm „Dust Devil“. „Die Farbe aus dem All“ ist vielleicht nicht die erhoffte glorreiche Rückkehr eines ehemals als visionär geltenden, vielversprechenden jungen Regisseurs, dessen weitere Filmkarriere nach „Dust Devil“ von 1992 eher unglücklich verlief, aber Stanleys modernisierte Fassung von „Die Farbe aus dem All“ gehört sicherlich nicht zu den schlechtesten Lovecraft-Verfilmungen. Neben einigen oldschooligen Splatter-Einlagen und dem gewohnten Overacting von Nicolas Cage überzeugt „Die Farbe aus dem All“ vor allem durch seine intensive Atmosphäre aus Wahninn und Zerfall und die wilde psychedelische Bildgestaltung.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #150 Juni/Juli 2020 und Thomas Kerpen