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DIE BUCHT - THE COVE

Gut, so besonders ausgeprägt war mein Fischkonsum noch nie, und Delfin stand dabei sowieso nicht auf der Speisekarte. Dennoch kann einem Louie Psihoyos’ mit einem Oscar ausgezeichneter Dokumentarfilm THE COVE ganz gehörig den Appetit verderben, vor allem, wenn man glaubt, dass der Verzehr von Fisch eine ernsthafte Alternative zu dem von Fleisch wäre.

Denn Fakt ist, dass die dramatische Überfischung der Meere in diesem Bereich ebenfalls langsam aber sicher zu einem Kollaps des dortigen Ökosystems führt. Ganz zu schweigen davon, dass man sich in Form einer Thunfisch-Pizza auch noch eine gehörige Dosis Quecksilber verabreicht.

Gerade die Japaner sind ja bei der Ausrottung etwa der Thunfisch-Bestände ganz vorn dabei, und so führt uns auch THE COVE nach Japan. Genauer gesagt in das kleine, idyllische Städtchen Taiji, das laut Ric O’Barry ein düsteres Geheimnis vor den Augen der Öffentlichkeit zu verbergen versucht.

O’Barry war in den Sechzigern dafür verantwortlich, dass der lustige Delfin namens Flipper all diese tollen Kunststücke machte und damit Kinderherzen auf der ganzen Welt eroberte („I was young, I had a glamorous job, I was driving a Porsche and it was easy to do.“).

Eigentlich waren es aber mehrere Flipper, die in der Gefangenschaft laut O’Barry regelrecht depressiv wurden und daran zugrunde gingen, was beim ihm dazu führte, dass er irgendwann vom Delfin-Trainer zum Delfin-Aktivisten mutierte.

Ein besonderer Dorn im Auge ist ihm dabei seit Jahren die Stadt Taiji, vor deren Küste Delfine gefangen und in eine Bucht getrieben werden. Die großen Tümmler sortiert man dort aus, um sie für viel Geld an Delfinarien zu verkaufen, während der Rest abgeschlachtet und zu Nahrung verarbeitet wird.

Was man davon letztendlich in THE COVE sieht, ist laut O’Barry allerdings nur die Disney-Version der tatsächlichen Ereignisse. Aber um davon überhaupt mal etwas filmen zu können, bedurfte es eines immensen logistischen Aufwands, der den Film tatsächlich zur Öko-Thriller-Variante von OCEAN’S ELEVEN macht.

Für die Japaner dann wohl eher „O’Barry und seine Spießgesellen“, denn der ist in Taiji kein gern gesehener Gast und muss regelrecht um sein Leben fürchten. Im Vordergrund stehen hier also die Bemühungen von O’Barry, diese Schweinerei aufzudecken, aber genauso spricht der Film natürlich auch die weitreichenden Folgen hinsichtlich des generellen Umgangs des Menschen mit dem Lebensraum Meer an, ohne den Japanern dafür die Kollektivschuld in die Schuhe zu schieben.

Ein sehr nachdenklich stimmender Film, nicht ohne Unterhaltungswert, soweit das bei so einer Thematik überhaupt möglich ist. Vielleicht nicht die beste Doku aller Zeiten, die aber die richtigen Fragen stellt und sogar ein paar konstruktive Antworten dafür parat hat, die hoffentlich auch beim Publikum ankommen.

Ein Verbrechen ist allerdings die FSK-Freigabe der DVD, die den Film allen Ernstes „ab 6“ durchgewunken hat. Ich wage es zu bezweifeln, ob Kinder zwischen sechs und zwölf den Inhalt von THE COVE auch nur ansatzweise verstehen und verarbeiten können, ohne davon nicht wochenlang Albträume zu bekommen.

Ein weiterer Beweis für den fehlenden Realitätssinn dieser Institution.