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DIE BRAUT TRUG SCHWARZ

Der wahre Cineast wird jetzt aufheulen, aber ein großer Fan von François Truffaut war ich nie, obwohl seine exzellente Ray Bradbury-Adaption FAHRENHEIT 451 definitiv auf meiner Lieblingsfilm-Liste steht.

Mit FAHRENHEIT 451 verbindet DIE BRAUT TRUG SCHWARZ (LA MARIÉE ÉTAIT EN NOIR) die mächtige Musik von Bernard Herrmann, die Truffaut in diesem Fall als Verbeugung vor Hitchcock verstand, wie auch den Film insgesamt.

Amüsant ist, dass DIE BRAUT TRUG SCHWARZ als „legendäre Vorlage zu Tarantinos KILL BILL“ angepriesen wird. Amüsant deshalb, weil Tarantino zum damaligen Zeitpunkt den Film zwar kannte, aber nie gesehen hatte, zumindest behauptetet er das Ende 2003 in einem Interview: „Everyone is like, ‚oh, this is really similar to THE BRIDE WORE BLACK.‘ I’ve heard of the movie.

It’s based on a Cornell Woolrich novel too, but it’s a movie I’ve never seen. The reason I’ve never seen it is because ... I’ve just never been a huge Truffaut fan. So that’s why I never got around to see it.

I’m not rejecting it, I just never saw it. I’m a Goddard fan, not a Truffaut fan.“ Die Parallelen lassen sich natürlich nicht von der Hand weisen: denn ähnlich wie Uma Thurman in KILL BILL spielt Jeanne Moreau eine Witwe, deren Bräutigam am Tag ihrer Hochzeit vor ihren Augen erschossen wird.

Dabei wird die Geschichte in ähnlich non-linearer Form erzählt. Zwar nur ein Unfall und keine direkte Absicht, dennoch macht sie sich auf, um das Leben der Männer zu zerstören, die ihr Leben zerstört haben.

Für einen französischen Film dieser Zeit ein im ersten Moment erschreckend unsubtiles Konzept, dem oft auch die nötige Glaubhaftigkeit fehlt. DIE BRAUT TRUG SCHWARZ sieht aus wie ein typischer billiger Rape & Revenge-Thriller amerikanischer Machart, betrachtet durch die Augen eines europäischen Kunstfilmers.

Und so schön die Musik Herrmanns auch wieder ist, seine dramatischen Kompositionen wollen nicht so recht zu Truffauts reduzierter Bildsprache passen und geben dessen Film teilweise den Anschein einer Thriller-Parodie.

Die französischen Kritiker machten Truffaut dementsprechend die Hölle heiß und der gab dann auch irgendwann zu, dass DIE BRAUT TRUG SCHWARZ wohl nicht besonders gelungen sei. Ein guter Film ist DIE BRAUT TRUG SCHWARZ tatsächlich nicht, noch nicht mal ein mittelmäßiger Thriller, denn dafür fehlen ihm echte Spannungsmomente, aber auf eine morbide Weise ist er faszinierend wie ein Verkehrsunfall, und wäre in dieser Form heute nicht mehr möglich.

Das liegt zum Teil auch an Jeanne Moreau, die natürlich eine gute Schauspielerin ist, aber der man die Rolle des unbarmherzigen Rachenegels nicht so recht abkaufen will, dafür wirkt sie viel zu mütterlich, und eben auch nicht so erotisch, wie einem Truffaut permanent weismachen will.

Ein Truffaut-Fan wird man durch DIE BRAUT TRUG SCHWARZ sicher nicht, aber seine Schauwerte besitzt er dennoch, jetzt veröffentlicht auf einer technisch tadellosen DVD, versehen mit einem Audiokommentar des Truffaut-Experten Robert Fischer, Interviews mit Moreau und Truffaut , Trailer sowie einer Bildergalerie.