Bei DEUX BALEINES BLANCHES („Zwei Weißwale“) handelt es sich streng genommen um den Vorläufer von KREIDLER. Allerdings bestand die Band, die zwischen 1986 und 1993 einige Tapes und Singles aufnahm, anfangs nur aus Stefan Schneider (der 1995 dann TO ROCOCO ROT gründete und 1998 bei KREIDLER ausstieg), der mit wechselnden Mitstreitern zusammenarbeitete.
Auf der Kassetten-Veröffentlichung „Songs From The Willow“ von 1989 ist dann auch Andreas Reihse mit dabei und auf der Single „Eine feige Bar und ein großer Mond“ von 1992 neben Reihse auch Drummer Thomas Klein, also die spätere KREIDLER-Besetzung.
Meine Erwartungshaltung bei der Wiederveröffentlichung von „Singende Drähte“, offenbar die erste DEUX BALEINES BLANCHES-Veröffentlichung und von Schneider noch in Eigenregie aufgenommen, war nicht sonderlich hoch.
Mit KREIDLER hat das Ganze auch recht wenig zu tun, dennoch überrascht Schneider hier mit sehr melodischen und krautrockigen Ambient-Kompositionen mit leichten Wave-Einflüssen, die vor allem von seinem Gitarrenspiel bestimmt werden, neben elektronischen Klängen.
Die insgesamt 14 Stücke (auf der ursprünglichen Kassette waren es nur neun) sind auch erstaunlich gut aufbereitet worden und klingen trotz der damaligen minimalistischen Umsetzung definitiv nicht nach LoFi-Kassetten-Homerecording.
Und auch musikalisch besitzt „Singende Drähte“ eine Qualität, die tatsächlich nicht weit von frühen Veröffentlichungen von Labels wie 4AD oder Les Disques du Crépuscule entfernt ist. „Singende Drähte“ macht auf jeden Fall Lust, sich noch weiter mit Schneiders frühem Schaffen auseinanderzusetzen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #148 Februar/März 2020 und Thomas Kerpen