DEUTSCHLAND KATASTROPHENSTAAT

Ole Löding

Nach der Klärung der Frage, was ein politischer Song überhaupt ist, arbeitet der Autor anhand detailliert aufgearbeiteter Songbeispiele und reichlich Hintergrundinfos die verschiedenen Etappen der Rezeption des Nationalsozialismus im deutschsprachigen Pop ab.

Dabei steht, trotz des von ABWÄRTS entliehenen Titels, nicht der Punk im Vordergrund. Vielmehr waren es nach einer langen Zeit des Schweigens in den 60ern zuerst die Liedermacher, in den 70ern gefolgt vom Deutsch-/Politrock, welche sich offensiv mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzten.

Dabei diente dieser oftmals nur als Folie, auf der man zu aktuellen Kämpfen aufrief – aber auch Kontinuitäten in der BRD anprangerte. Das ändert sich auch in der folgenden Dekade kaum, dafür splittete sich der Diskurs auf diverse Musikstile auf.

Hinzu kam eine zunehmende „Normalisierung“ des Holocaust und folgerichtig eine verstärkte Betonung der Deutschen als vermeintliche Opfer des NS ab den 90ern. Als Gegenbewegung dazu meldeten sich aber auch immer wieder Künstler zu Wort, die vor einer solchen Verharmlosung warnten.

Trotzdem bleibt der fade Beigeschmack, dass sich in großen Teilen die deutsche Popkultur bei diesem Thema vor allem um sich selber gedreht hat. Die Benennung der Opfer blieb meist aus, eigene Befindlichkeiten standen im Vordergrund.

Für solche Erkenntnisse muss man nicht unbedingt einen Blick auf die Popkultur werfen, wer aber eine solche Herangehensweise interessant findet, trifft mit diesem Buch eine gute Wahl. Auch wenn die Einschätzung des Autors, der Pop habe den Geschichtsdiskurs stark beeinflusst, als Übertreibung zurückgewiesen werden muss.