In Ausgabe Nr. 84 war ich an dieser Stelle ausführlicher auf die DVD-Veröffentlichungen einiger tschechischer Filmproduktionen der Siebziger und Achtziger eingegangen, bei denen DIE MÄRCHENBRAUT von 1979 sicherlich zu den Highlights gehörte.
1993 entstand mit DIE RÜCKKEHR DER MÄRCHENBRAUT recht verspätet noch eine Fortsetzung, die aber meilenweit von der Qualität des Originals entfernt war. Mit DER ZAUBERRABE RUMBURAK schiebt Universum jetzt noch eine Art „missing link“ nach.
Denn fünf Jahre nach DIE MÄRCHENBRAUT machten Václav Vorlícek und Miloš Macourek den bösen Zauberer Rumburak (erneut von Jirí Lábus gespielt) zur Hauptfigur eines gut 90-minütigen Films, der mir aber bei seiner damaligen Ausstrahlung entgangen sein musste.
Bis auf Rumburak gibt es allerdings nur wenige Anknüpfungspunkte zu DIE MÄRCHENBRAUT, mal abgesehen vom einige Male erwähnten Märchenreich, das der Zuschauer aber niemals zu Gesicht bekommt.
Möglicherweise aus Kostengründen, zumal DER ZAUBERRABE RUMBURAK in Sachen Tricks insgesamt eine recht spartanische Angelegenheit ist. Besagter Rumburak wurde aus dem Märchenreich verbannt und lebt nun unter den Menschen, die Hälfte des Tages als Rabe und nur Nachts in menschlicher Gestalt.
Jedenfalls gerät der machtlose Zauberer zufällig bei seiner Suche nach Nahrung an den Supercomputer des Ingenieurs Zacharias, ein Technik-Fanatiker, der es sich in den Kopf gesetzt hat, die komplette Tierwelt verschwinden zu lassen.
Dieser recht lachhafte Supercomputer spuckt dann tatsächlich einige Zauberwörter aus, die zu den üblichen chaotischen Geschehnissen führen beziehungsweise dem bekannten Konflikt zwischen Realität und Fantasie, was man auch aus anderen tschechischen Kinderfilmen dieser Zeit kennt.
Für einen Film mit dieser recht kurzen Spielzeit besitzt DER ZAUBERRABE RUMBURAK erstaunlich viele unterschiedliche Charaktere, deren Beziehung zueinander allerdings oft etwas zu kompliziert wirkt.
Man hat fast den Eindruck, als ob hier eine inhaltlich über mehrere Folgen angelegte Serie dann doch nur in einen einzigen Film gepackt wurde, wobei dann wohl diverse Trickszenen auf der Strecke blieben.
In der ersten halben Stunde gibt es in Folge erhebliche Anlaufschwierigkeiten, bis endlich alle Figuren eingeführt sind und Rumburak zu alter Form aufläuft. Was allerdings immer noch gut funktioniert, ist der überdrehte Humor von DIE MÄRCHENBRAUT, den Macourek und Vorlícek auch hier wieder gekonnt in Szene setzen, wenn auch etwas spät.
Natürlich geht es den beiden ebenfalls wieder um eine mal mehr mal weniger subtile Kritik an der menschlichen Zivilisation und deren unreflektiertem gefährlichen Fortschrittsdenken, wodurch einiges andere im zwischenmenschlichen Miteinander ins Hintertreffen gerät.
In dieser Hinsicht ist DER ZAUBERRABE RUMBURAK aber wesentlich weniger überzeugend als DIE MÄRCHENBRAUT und erreicht niemals die Klasse dieser Serie, bleibt aber durchweg unterhaltsam. Für Fans von DIE MÄRCHENBRAUT und den tschechischen Filmproduktionen dieser Zeit ganz generell auf jeden Fall einen Blick wert, aber ansonsten wird man mit DER ZAUBERRABE RUMBURAK nicht allzu viel anfangen können.
Mit dabei übrigens auch Lukás Bech, der kleine dicke Junge aus DER FLIEGENDE FERDINAND. Auch bei dieser DVD ist die technische Umsetzung ziemlich durchwachsen, und so wurde das Ganze wohl wieder nur von alten WDR-Sendebändern abgetastet – file under nostalgischer Charme.
Ab Mitte August auf DVD erhältlich.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #91 August/September 2010 und Thomas Kerpen