H. G. Wells’ „Der Unsichtbare“ (1897) gehört zu den großen Klassikern der Science-Fiction-Literatur und wurde das erste Mal 1933 von „Frankenstein“-Regisseur James Whale verfilmt. Auch wenn der Wissenschaftler Dr. Griffin, der darin eine Unsichtbarkeits-Formel entdeckt, dadurch langsam dem Wahnsinn verfällt und Weltherrschaftspläne zu schmieden beginnt, streng genommen gar kein richtiges Monster ist, gehört der Film zu den klassischen, von den Universal Studios produzierten Monsterfilmen dieser Zeit. In Folge entstanden fünf qualitativ sehr unterschiedliche Fortsetzungen von Universal, gefolgt von zahllosen anderen Filmen zum Thema Unsichtbarkeit. Bereits 2017 hatte Universal versucht, „Die Mumie“ wiederzubeleben, jetzt versuchte man sich an „Der Unsichtbare“, unter der Regie von Leigh Whannell, der zuvor den Cyberpunk-Action-Horror „Upgrade“ gedreht hatte. Federführend war dabei Produzent Jason Blum, der mit seiner Firma Blumhouse Productions in letzter Zeit einige billig produzierte, aber oft sehr effektive Genrefilme auf den Markt brachte. Dabei überraschen gleich zwei Dinge: zum einen die epische Länge von gut zwei Stunden und die Beteiligung der renommierten Darstellerin Elisabeth Moss. Whannells „Der Unsichtbare“ als Remake von Whales Film zu bezeichnen, ist eigentlich Unsinn. Eher handelt es sich um eine sleazigere Variante von Paul Verhoevens „Hollow Man“, dessen unsichtbarer Wissenschaftler nichts Besseres zu tun hat, als seine Nachbarin zu vergewaltigen. In Whannells Film wird die weibliche Hauptfigur Opfer eines brutalen Stalkers im Unsichtbarkeitsanzug, der ihr das Leben zur Hölle macht. Dabei kam sogar ein recht erfolgreiches Reboot von Wells’ Geschichte heraus, vor allem dank Moss’ überzeugender darstellerischer Leistung angesichts eines ziemlich unglaubwürdigen Konzepts.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #151 August/September 2020 und Thomas Kerpen