Foto

DER SCHNEEMANN

Peter F. Bringmanns DER SCHNEEMANN entstand zu einer Zeit, als Marius Müller-Westernhagen noch etwas Cooles und Unangepasstes anhaftete und er noch nicht der etablierte Promi-Langweiler von heute war, der sich mit Typen wie Boris Becker umgibt und krampfhaft an seinen Erfolg in den 80ern und 90ern anzuknüpfen versucht.

Bereits 1980 hatte er in Bringmanns THEO GEGEN DEN REST DER WELT einen Zocker, Träumer und Alltags-Anarchist verkörpert, eine „nie aufgebende Kämpfernatur mit Kodderschnauze und arg gebrochenem Verhältnis zur Realität“.

Eine Rolle, die ihm wie auf den Leib geschneidert war und deren Charakteristika sich auch bei der Figur des Dorn in DER SCHNEEMANN wieder finden lassen. Ein windiger Abenteurer, der zufällig auf Malta in den Besitz einer beträchtlichen Menge Kokain kommt, deren Verkauf sich aber als extrem schwierig und gefährlich erweist und ihn über Frankfurt/Main nach Amsterdam führt, wo er zwar nicht den erhofften Reichtum findet, aber zumindest die große Liebe.

Bringmanns Film basiert auf dem Buch des viel zu früh unter nie ganz geklärten Umständen verstorbenen Schriftstellers und Journalisten Jörg Fauser. Fauser war stark von der amerikanischen Beat- und Hardboiled-Literatur beeinflusst und verarbeitete in seinen Texten eigene Drogenerfahrungen, von denen sich reichlich in DER SCHNEEMANN finden lassen.

Bringmanns Film kann sich vielleicht nicht mit Thrillern internationalen Maßstabs messen, vieles sieht hier doch mehr nach Fernseh- als nach Kinofilm aus. Dennoch ist man überrascht, wie elegant DER SCHNEEMANN seine Locations wechselt und die deutsche Provinzialität abschütteln kann.

Eigentlich bedauerlich, dass Westernhagen drei Jahre später die Schauspielerei zugunsten der Karriere als Musiker an den Nagel hängte, denn damit ging der deutschen Filmwirtschaft sicher ein äußerst charakteristischer Darsteller verloren, der auch bei DER SCHNEEMANN maßgeblich Anteil an dessen Gelingen hatte.

Vielleicht nicht so ein Klassiker wie THEO GEGEN DEN REST DER WELT, aber besser als so vieles, was in Deutschland zu dieser Zeit produziert wurde. Höchst amüsant in DER SCHNEEMANN ist auf jeden Fall, dass Westernhagen die ganze Zeit in einem immer schmuddeliger werdenden weißen Anzug herumläuft, was man durchaus als Referenz an Peckinpahs BRING ME THE HEAD OF ALFREDO GARCIA verstehen könnte, in dem Warren Oates ein ähnliches Kleidungsproblem hat.

Die neu erschienene DVD hat zwar außer dem Film nichts zu bieten, aber den dafür in ordentlicher Qualität. Und jetzt müsste auch noch mal jemand Bringmanns wunderbaren DIE HEARTBREAKERS von 1982 auf DVD wiederveröffentlichen.