Das vierte Album des 1993 gegründeten Siegener Trios bietet deutschen Indiepop zwischen HERRENMAGAZIN und Marcus Wiebusch. Wer so etwas mag, findet hier wahrscheinlich einen Anwärter auf die Platte des Jahres.
Wie beim ersten Titel „Neben den Stühlen“ dominieren gedämpfte Stimmung, schmerzhafte Harmlosigkeit und zelebrierte Langeweile die elf Lieder: „Und aus dem Radio kommt La-la-la-la-la (...) /Lieder, gesungen von Idioten, die nichts verstehen“.
Bei aller Radiokompatibilität im Sound erhalten sich GRAFZAHL auf Textebene den kritischen Unterton, der ihre Musik seit jeher auszeichnet. Florian Gelling (Gitarre/Gesang), Hendrik Thomas (Bass) und Christian Schneider (Schlagzeug) haben die Platte wirklich liebevoll arrangiert und produziert.
Aufgenommen wurde sie in monatelanger (jahrelanger?) Akribie im Siegener Proberaumkomplex und gemastert von Guido Lucas im Blubox Studio bei Köln. Als Gimmick liegt der LP die CD im Pappschuber bei.
Besser wäre es wohl gewesen, die CD separat zu verkaufen und der LP einen Download-Code beizufügen, dann bräuchte man sein Produkt bei Konzerten auch nicht für 18 Euro anzubieten. So bleibt bei „Der Rückzug ins Private“ ein zwiespältiger Eindruck, zwischen Angepasstheit und Angepisstheit, zwischen Anbiederung und Verweigerung und letztendlich zwischen Individualität und Beliebigkeit
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #49 Dezember 2002/Januar/Februar 2003 und André Bohnensack
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #108 Juni/Juli 2013 und Marko Fellmann
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #68 Oktober/November 2006 und Arne Koepke