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DER PIANIST

Gerade gab es wieder einige Aufregung, weil der inzwischen 90-jährige Roman Polanski seinen neuen Film „The Palace“ bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig vorstellen durfte, neben anderen #MeToo-Geächteten wie Woody Allen und Luc Besson. Venedig-Chef Alberto Barbera hatte sich offenbar zur Trennung von Künstler und Werk entschlossen. Aber wenn RAMMSTEIN-Fans weiterhin ihre geliebte Kackband hören dürfen, werde ich Polanski ganz sicher nicht der Cancel Culture zum Frass vorwerfen, der in seiner bisherigen Karriere nicht wenige echte Meisterwerke gedreht hat. Dazu kann man auch sein Spätwerk „Der Pianist“ zählen, basierend auf der 1946 veröffentlichten Autobiografie des polnischen Pianisten und Komponisten Władysław Szpilman, das jetzt gelungen in 4K restauriert als Blu-ray (UHD und normal) und DVD neu aufgelegt wurde. Gleich drei Oscars konnte „Der Pianist“ damals einheimsen, für „Beste Regie“, „Bester Hauptdarsteller“ (Adrien Brody) sowie „Bestes adaptiertes Drehbuch“. Dabei gibt es interessante Parallelen zu anderen Polanski-Filmen, denn oft geht es darin um Menschen, die in Räumen eingeschlossen sind. Das kann man durchaus auf persönliche Erfahrungen des jüdischen Regisseurs zurückführen, denn während seine Mutter im Konzentrationslager Mauthausen ermordet wurde, konnte er selbst aus dem Krakauer Ghetto fliehen und sich der nationalsozialistischen Judenverfolgung entziehen. Nicht viel anders erging es Szpilman im Warschauer Ghetto, der sich bis Kriegsende vor den Nazis versteckte und dabei immer in höchster Lebensgefahr schwebte. „Der Pianist“ macht gleichermaßen traurig wie wütend – und seine humanistische Botschaft ist angesichts von den Nationalsozialismus verharmlosenden Geschichtsrevisionisten auch 20 Jahre später immer noch extrem bedeutsam.