DER NASSE FISCH

Arne Jysch

Schauplatz: Berlin in den „Roaring Twenties“. Damit wird die Kernhandlung ja schon fast zur Nebensache. Ein Selbstläufer, erste Grundvoraussetzung für eine interessante Geschichte schon mal erfüllt. Volker Kutscher hat mit dem 2007 veröffentlichten ersten Teil seiner Erfolgsserie um den Ex-Kölner und nun Zwangsberliner Kommissar Gereon Rath die Steilvorlage für Arne Jyschs Graphic Novel „Der nasse Fisch“ geliefert.

Und der arbeitet sich nicht etwa an einer detailgetreuen Originalumsetzung ab, sondern zeichnet und schreibt gleich eine ganz eigene Version des Bestsellers, andere Erzählperspektive und massive Handlungsänderungen inklusive.

Mutig, mutig. Aber all das natürlich in enger Absprache mit Kutscher. Die Mühe hat sich jedenfalls gelohnt, das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Düstere Bilder im besten Howard Hawks/Philip Marlowe-Stil, stilistisch wie inhaltlich stark an den klassischen US-Film noir angelehnt.

Ein wenig optische und verhaltensmäßige Überzeichnung der Charaktere hier und da gehört dabei mit dazu, aber auch eine kurzweilige und abwechslungsreiche Handlung. Dass eine Verfilmung da nicht lange auf sich warten lassen wird, liegt auf der Hand: Sky und die ARD-Tochter Degeto haben schon eine von Tom Tykwer in Szene gesetzte Serie mit dem Arbeitstitel „Babylon Berlin“ in den Startlöchern stehen, geplante Pay-TV-Erstausstrahlung im Herbst 2017, das Free-TV folgt 2018.

Man darf schon mal auf das Ergebnis gespannt sein. Und sich in der Wartezeit diese feine grafische Umsetzung als Appetitanreger zu Gemüte führen. Vielleicht auch das ein oder andere Buch aus Jyschs dem Comic angehängten Lektüretipps zu den Zwanzigerjahren.

Oder Jyschs Adaption des zweiten Rath-Bands „Der stumme Tod“? Wäre schön.