Gleich mit seinem ersten Roman „Der Name der Rose“ gelang dem 2016 verstorbenen italienischen Schriftsteller Umberto Eco ein weltweiter Bestseller. Eigentlich war Eco ein bekannter Professor für Semiotik, was auch in seinen komplexen historischen Kriminalroman voller ausschweifender philosophischer, theologischer und historischer Anspielungen und Zitate einfloss. Die labyrinthisch angelegte Geschichte kann durchaus zur Überforderung des Lesers führen, falls man hier eher leichte Krimi-Kost in den Fußstapfen von Arthur Conan Doyle oder Agatha Christie erwartet. Auch ich bin damals an Ecos voluminösem Werk gescheitert, in erster Linie aber aufgrund der zahlreichen, um der Authentizität willen im Lateinischen belassenen Textstellen, deren Nachschlagen im Anhang den Lesefluss massiv störte. Eigentlich bin ich kein Freund von allzu vereinfachten Romanadaptionen, im Fall von „Der Name der Rose“ war ich fast froh über Jean-Jacques Annauds Verfilmung (zuvor hatte er den hervorragenden Steinzeit-Abenteuerfilm „Am Anfang war das Feuer“ gedreht) mit Sean Connery in der Hauptrolle. Der muss in seiner Rolle als englischer Franziskaner-Mönch William von Baskerville (schon beim Namen wird der Bezug zu Sherlock Holmes deutlich) zusammen mit seinem Gehilfen (Christian Slater in einer frühen Rolle als Watson-Pendant) im Jahr 1327 in einer norditalienische Abtei mysteriöse Todesfälle aufklären. Annaud kann in seiner hervorragenden, um eine möglichst authentische Darstellung des finsteren Mittelalters bemühten Adaption sehr gut die Essenz von Ecos Roman herausarbeiten und präsentiert das Klosterleben als ziemlich gruselige Freakshow. Aktuell erschien eine qualitativ deutlich verbesserte Neuauflage auf Blu-ray mit der bereits bekannten Dokumentation „Die Abtei des Verbrechens“ als Bonus.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Thomas Kerpen