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DER NACHTPORTIER

Für meine erste Begegnung mit Liliana Cavanis „Der Nachtportier“ war der Song „Nightporter“ verantwortlich, vom großartigen Album „Gentlemen Take Polaroids“ der britischen Band JAPAN von 1980, auf dessen Cover Sänger David Sylvian ähnlich wie Hauptdarsteller Dirk Bogarde im Film mit dunklem Anzug und Regenschirm zu sehen ist. Den großen Einfluss des Films, den ich bis dahin nicht kannte, gab Sylvian später auch unumwunden zu. Bis heute hat dieser kunstvoll inszenierte Skandalfilm nichts von seiner provokanten Intensität eingebüsst, der trotz Themen wie sexualisierter Gewalt und Nazitum niemals indiziert war und eine FSK-Freigabe „ab 16“ besitzt. Inzwischen erschien der Film auch auf Blu-ray als preisgünstige Amaray-Edition in exzellenter Qualität, die erfreulicherweise alle Extras der nur noch zu absurden Preisen gehandelten Mediabook-Version enthält, darunter ein Audiokommentar mit Robert Sommer und Dr. Gerd Nauman, Interviews mit der Regisseurin, Hauptdarstellerin Charlotte Rampling und Drehbuchautor Italo Moscati. Cavani war zuvor eigentlich im Dokumentarfilmbereich unterwegs und hatte sich schon dort mit dem Dritten Reich beschäftigt, eines ihrer Lieblingsthemen. „Der Nachtportier“ ist aber nicht besonders dokumentarisch geprägt, und auch weit von der damals beliebten spekulativen Naziploitation wie „Salon Kitty“ entfernt, sondern thematisiert im Prinzip eine obsessive und unmoralische Liebesbeziehung sadomasochistischer Art – deren Ursprünge in subtilen Rückblenden gezeigt werden – zwischen einem SS-Offizier und einer KZ-Insassin, die nach dem Zweiten Weltkrieg 1957 in Wien fortgeführt wird. Denn der ehemaligen SS-Mann arbeitet inzwischen als Nachtportier in einem Hotel und versucht, seine unrühmliche Vergangenheit hinter sich zu lassen, als er dort auf sein ehemaliges Opfer trifft.