Wer schon rummotzt, wenn Filme schwarz-weiß und aus den Fünfzigern sind, wird in der Regel schwer einen Bezug zu den Stummfilmwerken der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg herstellen können, die statt Geräuschen und Dialog nur Texttafeln und eine durchgängige Hintergrundmusik anbieten.
Und was die Musik angeht, kann man noch nicht mal sicher sein, dass es sich dabei um die tatsächlich dafür vorgesehenen Kompositionen handelt. Der in Österreich geborene Regisseur Fritz Lang, der 1939 in die USA emigrierte, weil er sich künstlerisch nicht den Nationalsozialisten unterordnen wollte, ist selbst größten Stummfilm-Verächtern wegen „Metropolis“ von 1927 bekannt.
Zu seinen anderen wichtigen Arbeiten dieser Zeit zählen „Die Nibelungen“ (1924) und „Dr. Mabuse, der Spieler“, neben „M“ von 1931, einer der ersten deutschen Tonfilme. Unbekannter dürfte „Der müde Tod“ sein, mit Lil Dagover in der Hauptrolle, einer der deutschen Stummfilm-Stars dieser Zeit.
Ein „deutsches Volkslied in sechs Versen“ lautet der Untertitel und erzählt wird die romantisch-tragische Geschichte einer jungen Frau, die sich selbst das Leben nimmt und anschließend mit dem Tod eine Art Handel eingeht, um ihren verstorbenen Ehemann zurückzugewinnen.
Dazu muss sie das Leben von drei bereits Todgeweihten retten, was Lang in drei unterschiedlichen Episoden schildert, von der die erste etwa im Orient spielt. Für einen Film dieses Alters ein inszenatorisch immer noch sehr raffiniertes und ausdrucksstark bebildertes Werk, das wie bereits „Das Cabinet des Dr.
Caligari“ oder „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung liebevoll restauriert wurde. Die Original-Filmmusik gilt allerdings als verschollen, musste also neu komponiert werden, und auch die ursprüngliche Tonung war nicht mehr bekannt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #125 April/Mai 2016 und Thomas Kerpen