DER MAULWURF

Das Schaffen des britischen Journalisten und Thriller-Autors George Markstein, der seit 1974 immerhin neun Romane veröffentlichte, am Drehbuch der Frederick Forsyth-Adaption „Die Akte Odessa“ mitgeschrieben hatte und Story Editor bei 13 der insgesamt 17 Episoden der Kultserie „Nummer 6“ war, ist in Deutschland kaum erschlossen.

Auch sein 1977 entstandener Agenten-Roman „Chance Awakening“ wurde nie ins Deutsche übersetzt. Dabei wäre wohl auch das Wortspiel des Titels verloren gegangen, denn es geht in „Chance Awakening“ um das „zufällige Erwachen“ eines russischen Schläfers in London, also eines lange inaktiven Agenten.

Und der Mann, der diesen Schläfer „aufweckt“, ist ein gewisser John Chance, bei dem lange nicht klar ist, für welche Seite er eigentlich arbeitet. Marksteins Thriller ist ein gut geschriebener und origineller Vertreter der „Kalter Krieg“-Literatur und wurde von Yves Boisset 1982 als „Espion, lève-toi“ („Spion, erhebe dich“) in Frankreich verfilmt – unterlegt mit einem schönen Soundtrack von Ennio Morricone.

Die Handlung wurde allerdings nach Zürich verlegt und aus dem Spielzeughersteller des Buches wurde ein Anlageberater – und aus John Chance wurde Jean-Paul Chance. Boisset, dessen Kriminalfilme und Thriller wie „Ein Bulle sieht rot“ oder „Zum Freiwild erklärt“ durch eine zum Teil effekthascherische Inszenierung auffielen, hält sich in „Der Maulwurf“ mit übertriebenen Actionszenen zurück und verzichtet auf allzu oberflächliches Spannungskino.

Stattdessen geht es vor allem um das subtil konstruierte, verwirrende Psycho-Duell der französischen Schauspielveteranen Lino Ventura und Michel Piccoli in der amoralischen Welt der Geheimdienste, bei dem bis zum Schluss unklar bleibt, wer Freund oder Feind ist.

Die Qualität der Pidax-DVD ist sehr gut, Untertitel für die französische Originalfassung fehlen leider mal wieder.