DER MARATHON-MAN

In einer Schlüsselszene von John Schlesingers „Der Marathon Mann“ fragt der von Laurence Olivier gespielte, ehemaliger KZ-Arzt Christian Szell den New Yorker Studenten Babe (Dustin Hoffmann) einige Male: „Is it safe?“ Der an einen Stuhl gefesselte, arg mitgenommene Babe hat allerdings keinen blassen Schimmer, worum es eigentlich geht.

Kurz darauf beginnt eine der unangenehmsten Szene der Filmgeschichte, die der Regisseur nach Testvorführungen kürzen musste, da die Behandlung des sadistischen Nazi-Zahnarztes dem Publikum aufs Gemüt geschlagen war.

Basierend auf William Goldmans exzellentem Roman, der auch das Drehbuch schrieb, hat Schlesinger („Asphalt-Cowboy“) mit „Der Marathon Mann“ einen der besten Thriller der Siebziger gedreht.

Der besitzt den typischen leicht schmuddeligen „French Connection“-Look dieser Zeit und treibt ähnlich wie „The Boys From Brazil“ ein dreistes Spiel mit historischen Fakten, vor allem in Bezug auf den real existierenden KZ-Arzt Josef Mengele.

Ironischerweise spielte Olivier in „The Boys From Brazil“ dann einen jüdischen Nazijäger. Kritisiert wurde bei „Der Marathon Mann“ gerne die überkomplizierte, unglaubwürdige Handlung, aber für mich hat Schlesingers großartiger Paranoia-Thriller über die Jahre nichts von seinem Reiz eingebüsst.

Darin gerät besagter Babe, ein harmloser Durchschnittsbürger, wegen seines Bruders (Roy Scheider), eines vermeintlich sauberen Geschäftsmannes, in die kriminellen Machenschaften eines skrupellosen Nazis.

Und die CIA ist ebenfalls darin verwickelt, in Gestalt des herrlich schmierig agierenden William Devane. Wer es gerne hochauflösend mag, bekommt mit der Blu-ray ein durchaus gelungenes Update dieses Klassikers, bei der allerdings ärgerlicherweise mal wieder sämtliche Extras der DVD-Fassungen verschwunden sind.