Foto

DER FANTASTISCHE MR. FOX

Man muss nicht alles mögen, was Wes Anderson seit Mitte der Neunziger als Regisseur geschaffen hat, sollte aber dennoch anerkennen, dass er einer der wenigen wahren Exzentriker ist, die noch einen Platz innerhalb des Hollywood-Systems haben, denn riesige Kassenschlager können all seine Filme nicht gewesen sein.

Und während die meisten Filmschaffenden ihr Heil in der Pseudorealität der CGI-Welten suchen, geht Wes Anderson hin und setzt sein neuestes Werk ähnlich wie Nick Park mit altmodischer Stop-Motion-Tricktechnik um.

Was sicherlich nicht den Sehgewohnheiten der breiten Masse entspricht, zumal sein Film auch nicht wie etwa WALLACE & GROMIT: THE CURSE OF THE WERE-RABBIT an ein vorwiegend jugendliches Publikum adressiert ist.

Roald Dahls „Fantastic Mr. Fox“ aus dem Jahr 1970 mag zwar als Kinderbuch gedacht gewesen sein, aber was Anderson letztendlich daraus gemacht hat, dürfte doch eher ein erwachsenes Publikum ansprechen, welches dem hintergründigen, trockenen Humor des Regisseurs und seiner popkulturellen Anspielungen folgen kann.

In der Literatur nennt man so was wie DER FANTASTISCHE MR. FOX bekanntlich Fabel, wobei Anderson seine Fuchs-Familie – mal abgesehen davon, dass natürlich alle Tiere sprechen können – von Anfang mit menschlichen Attributen versieht, was Kleidung, aufrechten Gang und Lebensweise betrifft, denn selbst der Fuchsbau des Mr.

Fox sieht wie eine menschliche Behausung aus. Eigentlich war Mr. Fox (im Original von George Clooney gesprochen) ein erfolgreicher Hühnerdieb, bis er seiner schwangeren Frau versprechen musste, sich einen ungefährlicheren Job zu suchen, der allerdings seinem bisherigen Lebensstil nicht dienlich ist („Honey, I am seven fox years old.

My father died at seven and a half. I don’t want to live in a hole anymore, and I’m going to do something about it.“). Also zieht die Familie in einen Baumstamm mit direktem Blick auf die drei größten Farmer der Gegend, Boggis, Bunce und Bean („Boggis and Bunce and Bean.

One fat, one short, one lean. These horrible crooks. So different in looks. Were nonetheless equally mean.“), denen Mr. Fox fortan auf der Nase herumtanzt, bis diese genug davon haben und alles daran setzen, die Sippschaft auszurotten, wodurch dann aus dem Familiendrama eine Art OCEAN’S ELEVEN im Tierreich wird.

Wie so oft bei Anderson ist auch DER FANTASTISCHE MR. FOX voller exzentrischer Charaktere, die zwar nicht aus Fleisch und Blut sind, aber dadurch nicht weniger lebendig, und denen bekannte Darsteller wie Meryl Streep, Jason Schwartzman, Bill Murray, Owen Wilson und Willem Dafoe ihre Stimme leihen.

Unverständlicherweise warfen viele Kritiker DER FANTASTISCHE MR. FOX vor, es würde ihm an Herz fehlen, was angesichts der ganzen schrullig-liebenswerten Charaktere nicht ganz nachvollziehbar ist, die doch menschlicher wirken als so manch realer Darsteller und deren tierische Natur immer nur dann durchbricht, wenn sie sich sich übers Essen hermachen, wobei ja in uns allen immer noch irgendwo das Tier schlummert.

DER FANTASTISCHE MR. FOX ist auf jeden Fall ein wirklich liebevoll gemachter Film, der sich und sein Publikum mit dem nötigen Respekt behandelt und auf subtile Weise auch seine gesellschaftskritischen Momente besitzt, wenn sich darin quasi das Proletariat gegen die kapitalistischen Ausbeuter erhebt.

Vielleicht sogar mein bisheriger Lieblingsfilm von Anderson, bei dem Drehbuchautor Noah Baumbach auch wesentlich bessere Arbeit geleistet hat als bei seiner eigenen aktuellen Regiearbeit GREENBERG.

Seit Mitte September mit einer überschaubaren Anzahl von Extras auf DVD erhältlich.