Irgendwie geht einem die Filmindustrie momentan mit ihren Drehbuch-Sparkonzepten schon ziemlich auf die Nerven. So basiert WIND CHILL, der bisher zweite Film von Gregory Jacobs, dessen Debüt das Remake von Fabian Bielinskys brillantem NUEVE REINAS war, auf einer Zwei-Personen-Konstellation.
Darin bilden zwei College-Studenten, die sich nicht nur durch ihr Geschlecht stark unterscheiden, für die Fahrt in die Ferien eine Fahrgemeinschaft und haben auf einer einsamen Straße mitten im dicksten Schneegestöber eine Panne, als sie von der Straße abkommen.
Klar, das Handy tut es mal wieder nicht (glaubt man amerikanischen Filmen, sind die Dinger eigentlich völlig nutzlos ...) und ansonsten sieht die Situation auch ziemlich aussichtslos aus.
Dass man zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschaltet hat, liegt an der unterhaltsamen Interaktion zwischen Emily Blunt und Ashton Holmes, die sich zuerst gar nicht ausstehen können, vor allem als sie dahinter kommt, dass sie nicht ganz zufällig in seinem Wagen sitzt.
Man ist zu diesem Zeitpunkt wirklich gespannt, wie das Pärchen wohl aus ihre misslichen Lage herauskommt, bis dann das Unvermeidliche passiert: Regisseur und Drehbuchautoren fällt nichts besseres ein, als mal wieder ein paar Geister ins Spiel zu bringen, die keine Ruhe finden können und auf dieser Straße ihr Unwesen treiben.
Man harrt dann aber doch irgendwie bis zum Ende aus, zumal das Ganze auch nur gut 80 Minuten dauert, und doch noch erstaunlich unterhaltsam und atmosphärisch ist, aber über die üblichen Klischees der bereits bekannten lahmen Geistestorys der letzten Zeit nicht hinauskommt.
WIND CHILL ist nach einem wirklich vielversprechenden Anfang, alleine schon durch das schräge Spiel von Blunt und Holmes, ein ähnlich vergurktes Unterfangen geworden wie kürzlich VACANCY, der aus einer interessanten Ausgangssituation letztendlich nur einfallsloses Kommerzkino machen konnte, aber es hätte auch viel schlimmer kommen können.
George Clooney und Steven Soderbergh, dessen langjähriger Regieassistent Jacobs ist, waren hier übrigens Executive Producer, doch wirklich genützt hat es nichts.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #77 April/Mai 2008 und Thomas Kerpen