Das erste Mal auf Blu-ray erschien Francis Ford Coppolas „Der Dialog“ („The Conversation“) 2011 und wurde 50 Jahre nach seiner Entstehung jetzt mit einer 4K-Restaurierung vom Originalnegativ bedacht und neuem Artwork des belgische Illustrators Laurent Durieux, der auf Neuinterpretationen von Filmplakaten im Comic-Stil spezialisiert ist. Das Bonusmaterial entspricht weitestgehend dem der vorherigen Veröffentlichungen. Zwischen „Der Pate“ und „Apocalypse Now“ ging der deutlich experimentellere „Der Dialog“ immer etwas unter, der nicht unbedingt den Gesetzen konventionellen Spannungskinos gehorchte und dementsprechend auch kein großer Publikumserfolg war. Stattdessen handelt es sich eher um eine leise, aber virtuos inszenierte Charakterstudie mit einem großartigen Gene Hackman. Coppolas Film fällt dabei in gleich zwei Kategorien, denn zum einem gilt er als Vertreter des „New Hollywood“, das das traditionelle Hollywood-Kino formal und inhaltlich modernisieren wollte. Zum anderen ist er ähnlich wie Alan J. Pakulas Politthriller „Zeuge einer Verschwörung“ Ausdruck des Paranoia-Kinos der 1970er Jahre. Während es Pakula eher um vordergründige Verschwörungstheorien ging, zeigt Coppolas ebenfalls sehr albtraumhafter Film wesentlich subtiler die technischen Möglichkeiten zur Zerstörung der menschlichen Intimsphäre durch staatliche Institutionen, ohne dass man dazu in einem totalitären Überwachungsstaat wie China leben müsste. Coppolas lässt allerdings am Ende offen, ob der von Hackman gespielte Abhörspezialist Harry Caul, der glaubt, ähnlich wie der Fotograf in Antonionis „Blow Up“ einem möglichen Mord auf die Spur gekommen zu sein, wirklich selbst zum Überwachungsobjekt wird oder nur ein Opfer der eigenen Wahnvorstellungen ist, was Brian De Palma dann 1981 in seinem Film „Blow Out“ auf interessante Weise variierte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #99 Dezember 2011/Januar 2012 und Thomas Kerpen
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