DER BRIEF AN DEN KREML

Das Thema „Kalter Krieg“ ist an sich ein alter Hut, allerdings ließ es sich Steven Spielberg kürzlich nicht nehmen, mit „Bridge Of Spies“ noch mal die politischen Grabenkämpfen dieser Zeit in Erinnerung zu rufen.

Als sich der legendäre Regisseur John Huston daran machte, den Roman von Noel Behn, der selbst für die amerikanische Spionageabwehr gearbeitet hatte, 1970 zu verfilmen, schien das Ganze eine todsichere Sache zu sein.

Doch trotz guter Besetzung, darunter Richard Boone, Orson Welles, Max von Sydow oder Bibi Andersson, und gerade in Mode gekommener deftiger Zutaten wie Sex, Gewalt und Drogen geriet „Der Brief an den Kreml“ zum kommerziellen Flop.

Wie Huston später selber zugab, war der hervorragend inszenierte Film inhaltlich wohl etwas zu kompliziert und depressiv fürs eher an leichte Agentenkost à la James Bond gewöhnte Publikum und kam nicht so richtig in die Gänge.

Und Filme, in denen es keine einzige wirklich sympathische Figur gibt, haben es eh immer schwer. Ähnlich wie die 1965 entstandene John le Carré-Verfilmung „Der Spion, der aus der Kälte kam“ bemühte sich auch „Der Brief an den Kreml“ um ein realistischeres Bild der Welt der Spionage und übertraf diesen sogar noch hinsichtlich seiner emotionslosen Grausamkeit und Schäbigkeit, gerade in Hinblick auf das hochgradig unmoralische und bittere Finale.

Im Mittelpunkt steht dabei ein mit fotografischem Gedächtnis ausgestatteter Offizier der Navy namens Rone, der 1969 für eine Mission in Russland rekrutiert wird. Zusammen mit einer skurrilen Gruppe von Spionen soll er dort den titelgebenden „Brief an den Kreml“ in die Hände bekommen, in dem die USA angeblich den Russen Unterstützung bei einem Angriff auf China zusagt, falls die Chinesen im Besitz einer Atombombe sein sollten.

Natürlich ahnt Rone nicht, dass er dabei nur Teil eines diabolischen Doppelspiels ist.