Bei einem Bombenanschlag am Haupteingang des Münchner Okoberfests wurden am 26.09.1980 13 Menschen getötet und 211 verletzt. Nach offizieller Behördenversion war die Tat das Werk eines Einzelgängers, des 21-jährigen Gundolf Köhler.
Starke Hinweise, dass Köhler Hintermänner gehabt hat, ja Mittäter, und dass er rechtsextrem eingestellt war, es sich somit um ein politisches Attentat gehandelt hat, spiegelten sich in der offiziellen Sichtweise des Attentats nicht wider, obwohl es Verbindungen zur vom Verfassungsschutz beobachteten Wehrsportgruppe Hoffmann gab.
Zudem fand das Attentat in der aufgeheizten Stimmung des von starker Polarisierung zwischen rechts und links geprägten Wahlkampfs vor der Bundestagswahl am 5.10.1980 statt, bei der Franz Josef Strauß gegen Amtsinhaber Helmut Schmidt antrat – die erste Wahl seit dem „Deutschen Herbst“ 1977.
Genug Material also für berechtigte Zweifel bis hin zu Verschwörungstheorien, von denen eine einen Zusammenhang zur NATO-Geheimtruppe Gladio herstellt. Über die Jahre haben sich viele Autoren und Journalisten am Thema abgearbeitet, „Der blinde Fleck“ versucht sich nun an einer Rekonstruktion der Ereignisse nach dem Anschlag, der hektischen und von politischem Taktieren in der Woche vor der Wahl geprägten Ermittlungen und der „Nachwehen“ bis weit in die Achtziger hinein.
Hauptfigur ist der (reale) Journalist Ulrich Chaussy (Benno Führmann), der damals für den Bayerischen Rundfunk berichtete und im Zuge seiner Recherchen auf viele Ungereimtheiten stieß und den das Thema bis heute nicht losgelassen hat.
Der Politkrimi „Der blinde Fleck“ erzählt eine Version davon, ist eine „So könnte es gewesen sein“-Rekonstruktion, die Fragen aufwirft zum Umgang des Staates mit Rechtsterror – angesichts der NSU-Taten ein sehr aktuelles Thema.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #114 Juni/Juli 2014 und Joachim Hiller