DER AFFE VON HARTLEPOOL

Wilfried Lupano, Jérémie Moreau

Während der Napoleonischen Kriege kentert im Jahr 1814 ein französisches Militärschiff vor der Küste Hartlepools im Nordosten Englands. Nur zwei Passagiere überleben: Ein Affe in französischer Uniform und ein von einer englischen Amme aufgezogener Schiffsjunge.

Als die vor Franzosenhass rasende englische Meute die Wrackteile durchwühlt, entdeckt sie den Affen in Uniform und identifiziert ihn zweifelsfrei als Franzosen. Den einzigen tatsächlichen Franzosen, den Schiffsjungen – der sich wohlweißlich nicht als solcher zu erkennen gibt – nimmt sie hingegen ohne große Nachfragen in die eigenen Reihen auf.

Und der kleine Charly, der das Geschehen als mehr oder weniger geduldeter Besucher im Schutz seines Vaters beobachtet, entpuppt sich schließlich als einer der zukünftigen Wegbereiter für Vernunft und Säkularisierung.

Unterlegt von Moreaus immer leicht dreckig und zerrissen wirkenden Zeichnungen hat Wilfried Lupano mit „Der Affe von Hartlepool“ ein bissiges Szenario gegen nationalistische Begrenztheit und unreflektierten kleinbürgerlichen Starrsinn und zugleich eine vielschichtige Ode an die Aufklärung geschaffen.

Nicht ohne Grund schließt er das Nachwort – auch hier nicht ganz ironiefrei –mit einem Zitat des anglikanischen Priesters (!) Dean William R. Inge: „Eine Nation ist eine Gemeinschaft, die von der Verklärung der eigenen Vergangenheit und dem Hass auf ihre Nachbarn geeint wird.“ Wie dem auch sei, die Legende jedenfalls hat es im Kostüm von H’Angus the monkey, dem Maskottchen des örtlichen Fußballclubs, 2002 bis zum Bürgermeister von Hartlepool gebracht.

Angeblich sogar zu einem der ersten direkt gewählten Englands. Was sagt uns das jetzt über die Nordengländer?