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DEMONS & WIZARDS

III

Bei klarem Verstand hätte ich niemals eine Platte der 1984 gegründeten Krefelder Fantasy-Rollenspiel-Metaller BLIND GUARDIAN auch nur mit der Kneifzange angefasst. Allein schon wegen der grässlichen Cover, ein im Metal-Bereich nicht ungewöhnliches Phänomen.

Und auch das Design des dritten Albums von DEMONS & WIZARDS, dem Projekt von BLIND GUARDIAN-Sänger Hansi Kürsch und ICED EARTH-Gitarrist Jon Schaffer, sieht nach drittklassigem Fantasy-Groschenroman aus dem Hause Bastei Lübbe aus.

Genauso wenig wie BLIND GUARDIAN werden wohl auch die deutlich erträglicheren ICED EARTH niemals den Weg in meinen Plattenschank finden, umso verwunderlich ist es, dass „III“ schon jetzt mein heißer Anwärter ist für den Titel „Metal-Platte des Jahres für alle, die Metal eher kacke finden“.

Normalerweise sind solche Kollaborationen ja oft die Summe ihrer Teile, aber Kürsch und Schaffer entfernen sich schon ziemlich weit von ihren Hauptbands. Dabei kommt unheimlich treibender, kraftvoller Power-Prog-Metal mit großartiger Gitarrenarbeit heraus, der so herrlich over the top ist, dass man ihm gewisse Metal-Stereotypen (textlich geht es natürlich nicht völlig ohne Fantasy) gerne verzeiht.

Großen Anteil daran hat auch Kürsch, der gar nicht so richtig nach Metal-Sänger klingt und sich eher beim Pathos eines Meat Loaf oder eines Dave King von FLOGGING MOLLY bedient. Die Metal-Presse ist jedenfalls begeistert und ich komischerweise auch.