Kurz nach meinem Interview mit Jon Ginoli, dem Bandleader der Queercore-Pioniere PANSY DIVISION, hab ich auch sein Buch lesen können. Dass sich über eine Band wie PANSY DIVISION viele delikate Geschichten erzählen lassen, dürfte klar sein.
Jon Ginoli liefert hier einen amüsanten Abriss seiner Sicht der Dinge, wobei das Wort „amüsant“ vielleicht ein wenig kurz greift. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, sowohl im Guten als im Bösen.
Die üble Highschoolzeit im Illinois der 70er-Jahre, seine schwierige Coming-Out-Phase, erste Sexerfahrungen und bittere Enttäuschung über eine Schwulenszene, in der nichts zu zählen schien außer dämlicher Discomusik.
Folglich stellte für Rockliebhaber Ginoli die Musik seine Ausbruchsmöglichkeit aus stereotypen Homo-Normen dar. Das Schicksal nahm seinen Lauf und er gründete 1991 mit PANSY DIVISION eine der (wenn nicht sogar die) ersten offen schwulen Rockbands, worauf natürlich der Fokus des Buches liegt.
Wie auch die soeben erschienene DVD zur Bandgeschichte, ist das Buch sicherlich nicht nur für Fans von PANSY DIVISION interessant, sondern für Musikliebhaber allgemein, da Mr. Ginoli in 18 Jahren Bandleben natürlich massenhaft Combos begegnet ist, die im Bereich Indierock irgendwie Rang und Namen hatten.
Es gibt mehrere Tourtagebücher zu lesen, herrliches Abgeläster über BON JOVI, BLINK 182 und PENNYWISE, bittere Worte über GUTTERMOUTH und Bill Stevenson (DESCENDENTS) und massig Anekdoten über die Indie- und Punkrockszene der 90er-Jahre.
Wer seine Songtexte kennt, weiß natürlich, dass Jon Ginoli mit einem köstlichen Humor gesegnet ist, den er hier auch gekonnt ausspielt. Der englische Text ist ebenfalls gut verständlich, wenn man sich ein wenig mit gewissen Slangausdrücken auskennt.
Ein höchst interessantes und unterhaltsames Buch!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #85 August/September 2009 und Bernd Fischer