Foto

DECORUM

Jonathan Hickman, Mike Huddleston

Der erste Eindruck von „Decorum“ ist regelrecht über­wäl­ti­gend. Denn der über 400 Seiten starke Band im Hardcover bringt doch ein beträchtliches Gewicht auf die Waage. Wenn auch dadurch nicht ganz so entspannt zu lesen (versucht das mal im Bett oder generell im Liegen ...), da schon fast im Format eines Coffee-Table-Books, geht es inhaltlich ähnlich über­wäl­ti­gend weiter. In teils üppigen, seitenfüllenden Panels geht es um eine interstellare Gilde von Auftragsmörderinnen, eine neue Aspirantin, die, wie sollte es anders sein, selbst in die Schusslinie gerät, und eine obskure „Kirche der Singularität“ als Auftraggeberin. Hier hatte man sich viel vorgenommen, und auch wenn die ersten Kapital einen hier und da mal mit einem Fragezeichen über dem Kopf zurücklassen, fügt sich am Ende doch alles zu einer stimmigen SciFi-Geschichte zusammen, die im Kern gar nicht so abgedreht ist, wie es zu Beginn den Anschein hat. Ein absolutes Highlight sind aber die Zeichnungen, denen es gelingt, einen ansprechenden Comicstil mit sehr abgefahrenen Designs zu kombinieren. Selbst die Seiten zwischen den Kapiteln, die in einer Art Infografik verschiedene Organisationen und Orte erklären, sind eher eine Designarbeit als ein normaler Comic. „Decorum“ wirkt auf den ersten Blick wie schwere Kost, was, man muss es noch mal betonen, auch am tatsächlichen Gewicht des Bandes liegt, aber auch an der zu Beginn nicht ganz durchsichtigen Story. Am Ende hat man jedoch einen begeisternden Ritt durch die Dimensionen der Götter gemacht, eine wilde Assassinenstory erlebt und eine Meisterschaft in Comicdesign entdeckt, die wohl ihresgleichen sucht. „Decorum“ ist vielleicht nicht für jeden was, aber sonst absolut überzeugend.