Die fünf Kalifornier sind Suchende. Dass sich ihre Veröffentlichungen in den Weiten beziehungsweise Untiefen zwischen Black Metal, Shoegaze und Post-Rock bewegen, ist gesetzt. Abgesehen davon ist nur gewiss, dass den Musikern an der Überführung ihrer Emotionen in aufwühlende Musik gelegen ist. In der Wahl der Mittel und Stilkombinationen schätzen DEAFHEAVEN dabei die kreative Freiheit und die Interaktion des Moments. Das kontrastreich konzipierte „Ordinary Corrupt Human Love“ setzt sich inhaltlich mit den Facetten der Liebe und insbesondere deren Schattenseiten auseinander. Ein Auf und Ab der Gefühle und Eindrücke ist damit garantiert, wobei es aber auch längere verträgliche Passagen zu durchleben gibt. Die Gruppe aus San Francisco versteht sich darauf, mit wüsten Attacken jäh zu schockieren, aber auch gefühlvoll und anmutig lockeren Post-Rock darzubieten. DEAFHEAVEN stellen auf ihrem vierten Longplayer vor allem heraus, dass sie umsichtige, verständnisvolle Songwriter sind, die sich, wenn es sein muss oder angebracht ist, in Geduld üben können. Das Ausreizen der Extreme, das das Spiel der Kalifornier seit jeher prägt, und ihre effektive Kombination sorgt auf „Ordinary Corrupt Human Love“ immer wieder für Überraschungen oder widersprüchliche Eindrücke. Der Tenor des Materials ist insgesamt düster, doch von einer kraftraubenden, destruktiven Platte ist nicht zu sprechen. Denkt man ein wenig darüber nach, ist DEAFHEAVEN sogar ein verhaltener Optimismus zuzusprechen – den rohen, unbequemen Parts zum Trotz.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #123 Dezember 2015/Januar 2016 und Jens Kirsch
© by Fuze - Ausgabe #71 August/September 2018 und Arne Kupetz
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #140 Oktober/November 2018 und Jens Kirsch
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #110 Oktober/November 2013 und Kristoffer Cornils